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Südsudan

Rangliste der Pressefreiheit — Platz 118 von 180
Südsudan 13.10.2016

Journalist entführt und gefoltert

Südsudans Präsident Salva Kiir (li.) mit Armeechef Paul Malong. © picture alliance / AP Photo

Reporter ohne Grenzen ist schockiert über die Entführung und Folterung eines Journalisten im Südsudan. Drei Tage nach seiner Verschleppung ließen seine Entführer Malek Bol, einen Reporter der arabischsprachigen Tageszeitung Al-Maugif, schwer verletzt auf einem Friedhof in der Hauptstadt Juba zurück.

„Journalisten gehören zu den Hauptleidtragenden der ständigen Angriffe auf die Zivilgesellschaft im Südsudan. In den vergangenen Monaten hat sich ihre Lage noch einmal verschlechtert“, sagte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr. „Die Regierung muss diese brutale Entführung aufklären und die Verantwortlichen vor Gericht bringen.“

Malek Bol hatte laut Radio Tamazuj in einem in sozialen Medien veröffentlichten Artikel über die Wirtschaftskrise und Korruption im Südsudan Präsident Salva Kiir und dessen Familie für Armut und Hunger verantwortlich gemacht. Der Chefredakteur seiner Zeitung sagte der Nachrichtenagentur Reuters, Bols Entführer hätten ihm vorgeworfen, er habe Kiir in sozialen Medien beleidigt.

Bol war am vergangenen Freitag entführt worden. Am Montag fanden Kollegen ihn auf dem Friedhof und berichteten anschließend, Bol sei schwer verletzt gewesen und habe Spuren von Folter gezeigt. Die Zeitung Sudan Tribune berichtete unter Berufung auf einen Arztbericht, der Journalist habe gebrochene Rippen infolge heftiger Schläge. Ein Kollege sagte der Zeitung, Bol sei in sehr schlechter Verfassung gewesen und habe Verbrennungen gehabt.

Seit Anfang 2015 mindestens acht Journalisten getötet

Am 26. September war die Leiche des vier Monate zuvor entführten freien Journalisten Isaac Vuni gefunden worden. Ein Zeuge berichtete, die Entführer hätten die Uniformen einer für den Schutz des Präsidenten zuständigen Militäreinheit getragen.

Seit Anfang 2015 sind im Südsudan mindestens acht Journalisten in Verbindung mit ihrer journalistischen Arbeit umgebracht worden. Im August 2015 hatte Präsident Kiir Journalisten sogar direkt mit dem Tod gedroht, falls sie sich gegen ihr Land stellten. Drei Tage später wurde der Journalist Peter Moi vor seinem Büro in der Hauptstadt erschossen.

Vergangenen März entführten Unbekannte den Zeitungsjournalisten Joseph Afandi, schlugen ihn und fügten ihm mit brennendem Kunststoff schwere Verletzungen an den Beinen zu. Kurz zuvor hatte der Geheimdienst ihn zwei Monate lang in Isolationshaft gehalten – vermutlich, weil er den Umgang der Regierung mit dem Bürgerkrieg kritisiert hatte.

Geheimdienst zensiert Zeitungen direkt in den Druckereien

Seit dem Ausbruch des Bürgerkrieges Ende 2013 hat sich die Lage der Medienschaffenden im Südsudan dramatisch verschlechtert. Viele Journalisten mussten vor der Gewalt fliehen, Zeitungen wurden beschlagnahmt und Journalisten üben sich in Selbstzensur. Die Informationsfreiheit wird auch unter dem Vorwand der Aufrechterhaltung der Sicherheit stark eingeschränkt. Auf der jährlichen Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen rutschte der Südsudan zuletzt um 15 Plätze auf Platz 140 von 180 Staaten ab.

Seit dem Wiederaufflammen der Kämpfe Anfang Juli haben die Repressalien gegen Journalisten und Medien noch einmal zugenommen. So wurde der bekannte Journalist Alfred Taban vom Geheimdienst 13 Tage festgehalten, nachdem er in einem Artikel Präsident Kiir und Vizepräsident Riek Machar für ihre Rolle bei der jüngsten Eskalation der Gewalt kritisiert hatte.

Journalisten werfen dem Geheimdienst vor, Zeitungen direkt in den Druckereien zu zensieren. So wurden Mitarbeiter der Behörde vor Ort eingesetzt, um Artikel mit Kritik am Präsident zu entfernen. Im September schloss der Geheimdienst ohne Begründung die Tageszeitung Nation Mirror.



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