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Turkmenistan

Rangliste der Pressefreiheit — Platz 176 von 180
Turkmenistan 25.09.2006

Familie getöteter Journalistin bedroht

Muradova
Muradova

Reporter ohne Grenzen ist sehr besorgt um die Familienmitglieder der „Radio Free Europe“-Korrespondentin Ogulsapar Muradova. Muradova starb Anfang des Monats an den Folgen von Gewalt in einem turkmenischen Gefängnis. Zudem ist ROG beunruhigt über die Situation der anderen beiden Journalisten und Menschenrechtsaktivisten Annakurban Amanklychev und Sapardurdy Khajiyev, die mit ihr verhaftet und verurteilt wurden.

„Dieser Fall darf nicht in Vergessenheit geraten, denn das würde die Sache für die turkmenischen Behörden nur vereinfachen“, kommentierte Reporter ohne Grenzen. „Wir befürchten, dass Muradovas Kinder dasselbe Schicksal wie ihre Mutter erleiden könnten. Daher rufen wir die internationale Gemeinschaft auf, Druck auf die turkmenische Regierung auszuüben. Diese muss die Unversehrtheit der Familie garantieren. Zudem müssen die Todesumstände von Muradova geklärt und ihre inhaftierten Kollegen umgehend freigelassen werden.“

Nach Informationen von Reporter ohne Grenzen hat Präsident Nyazov angeordnet, dass die Familien von allen drei Journalisten Mitte Oktober an unbekannte Orte gebracht werden sollen.

Muradovas erwachsene Kinder sind gegenwärtig von der Außenwelt abgeschnitten, ihre Festnetz- und Mobiltelefone und die ihrer Freunde wurden vom Netz getrennt. Ihre Wohnungen werden vom Geheimdienst überwacht und es ist so gut wie unmöglich für sie, sich frei zu bewegen. Ihre Arbeit wurde Ihnen gekündigt und sie haben keine finanziellen Rücklagen.

Muradova, Amanklychev und Khajiyev wurden Mitte Juni verhaftet, weil sie einer französischen Fernsehproduktionsfirma geholfen hatten. In einem gemeinsamen Verfahren wurden sie am 25. August unter dem Vorwand des illegalen Waffenbesitzes zu sechs und sieben Jahren Gefängnis verurteilt.


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Meldung vom 21.09.06

Muradova offensichtlich an Folgen von Folter gestorben

Der am 14. September bekannt gewordene Tod der der Journalistin und Menschenrechtsaktivistin Ogulsapar Muradova war offenbar die Folge von Folter. Zudem weisen neue Informationen darauf hin, dass sie mindestens vier Tage vorher, am 10. September, ums Leben kam.

Die 58-jährige Korrespondentin von „Radio Free Europe/Radio Liberty“ in Turkmenistan starb im berüchtigten Hochsicherheitsgefängnis Ovodan Depe. Eine Recherche der „Deutschen Welle“ hat ergeben, dass Muradovas Körper „charakteristische Würgemale aufweist“ und dass ihr Leichnam bereits in der Nacht des 10. September zum Leichenschauhaus Ashgabat gebracht wurde. Demnach war Muradova mindestens vier Tage tot, bevor die turkmenische Polizei deren Familie verständigte.

Eine Autopsie wurde am 12. September in Gegenwart der Polizei durchgeführt. Die Quelle der „Deutschen Welle“ berichtet, dass Muradova eine große Wunde am Kopf gehabt und innere Blutungen an Leber und Niere erlitten habe. Ihren Tod verursachten wahrscheinlich Schläge auf den Hinterkopf, die sie sieben bis zehn Tage bevor sie starb erleiden musste. Diese Untersuchungsergebnisse wurden in einem offiziellen Dokument festgehalten, das die Polizei aber nachträglich geändert haben könnte. Ein Angehöriger Muradovas berichtete, sie habe sich während ihrer Haft aus dem Gefängnis gemeldet und erklärt, sie würde die Misshandlungen nicht länger aushalten.

Muradova, die auch für die französische Fernsehproduktionsfirma „Galaxie-Presse“ arbeitete, musste eine sechsjährige Gefängnisstrafe wegen illegalen Munitionsbesitzes verbüßen. Annakurban Amanklychev, Stringer für „Galaxie-Presse“ und der Menschenrechtler Sapardurdy Khajiyev wurden mit ihr im selben geheimen Gerichtsverfahren am 25. August verurteilt.

„Die neuen Informationen verstärken unsere Sorgen über den Zustand von Muradovas Mitgefangenen Amanklychev und Khajiyev“, so Reporter ohne Grenzen. „Wir befürchten, dass auch sie gefoltert werden. Sie müssen sofort freigelassen werden. Zudem müssen die Umstände von Muradovas Tod umgehend untersucht werden.“

WEITERE INFORMATIONEN:
Katrin Evers
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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