Regierung will Journalisten-Festnahmen aussetzen

Regierung will Journalisten-Festnahmen aussetzen

Somalias Regierung hat Reporter ohne Grenzen (RSF) zugesagt, Verhaftungen von Journalistinnen und Journalisten auszusetzen und den Kampf gegen Straflosigkeit fĂŒr Verbrechen an Medienschaffenden voranzutreiben. Der neue MinisterprĂ€sident Mohamed Hussein Roble kĂŒndigte bei einem Treffen mit Vertretern von RSF in Mogadischu an, seine Regierung werde in KĂŒrze ein Moratorium auf Verhaftungen und Festnahmen von Journalistinnen und Journalisten im Zusammenhang mit ihrer Arbeit beschließen. Auch StaatsprĂ€sident Mohamed Abdullahi Farmajo signalisierte seine Zustimmung. Die Zusage ist ein wichtiger Schritt zu mehr Schutz fĂŒr Medienschaffende in dem ostafrikanischen Land. Allein 2019 hielten die Sicherheitsbehörden dort mindestens 25 Journalistinnen und Journalisten teils tage- oder wochenlang willkĂŒrlich fest; im laufenden Jahr wird diese Zahl noch höher sein.

„Das Moratorium wird ein wichtiger Fortschritt fĂŒr die Journalistinnen und Journalisten in Somalia sein – einem Land, das schon viel zu lange auf einem der letzten PlĂ€tze der Rangliste der Pressefreiheit steht“, sagte der internationale RSF-GeneralsekretĂ€r Christophe Deloire im Anschluss an die GesprĂ€che in Mogadischu. „Somalias PrĂ€sident und die ganze neue Regierung sollten ihre BemĂŒhungen fortsetzen, das Arbeitsumfeld fĂŒr Journalistinnen und Journalisten zu verbessern und die Entstehung einer freien, unabhĂ€ngigen und hochwertigen Medienlandschaft zu fördern.“

Somalia ist fĂŒr Medienschaffende eines der gefĂ€hrlichsten LĂ€nder der Welt. Im vergangenen Jahrzehnt wurden dort 50 Journalistinnen und Journalisten getötet. Das ist fast die HĂ€lfte aller getöteten Medienschaffenden in ganz Afrika sĂŒdlich der Sahara in diesem Zeitraum. Neben AnschlĂ€gen durch die islamistische Shabaab-Miliz drohen Journalistinnen und Journalisten in Somalia auch willkĂŒrliche Medienschließungen, Verhaftung und Folter durch staatliche Stellen. Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Somalia auf Platz 163 von 180 LĂ€ndern weltweit.

An den Treffen mit PrĂ€sident, MinisterprĂ€sident und dem neuen Informationsminister am Dienstag (27.10.) nahm neben Vertretern von RSF auch der GeneralsekretĂ€r der Nationalen Union somalischer Journalisten (NUSOJ), Omar Faruk, teil. Beide Organisationen hatten seit Monaten fĂŒr ein Moratorium auf Verhaftungen von Medienschaffenden geworben. Die GesprĂ€che markieren zugleich den ersten Besuch von RSF in Somalia.

Nach Jahren der praktisch vollstĂ€ndigen Straflosigkeit gibt es in Somalia seit einigen Monaten ermutigende Entwicklungen im Kampf gegen Gewaltverbrechen an Medienschaffenden. Ein Polizist wurde fĂŒr die Tötung eines Journalisten an einem Kontrollpunkt in Abwesenheit zu fĂŒnf Jahren Haft verurteilt. Zwei Soldaten wurden vor ein MilitĂ€rgericht gestellt und aus der Armee entlassen, weil sie zwei festgenommene Journalisten misshandelt hatten. Anfang September ernannte die Justiz einen Sonderstaatsanwalt, der gemĂ€ĂŸ einer gerichtlichen Anordnung von Ende Mai Ermittlungen zu den ungelösten Journalistenmorden der vergangenen Jahre einleiten soll.

Die Vertreter von RSF und NUSOJ forderten die somalische Regierung auch zu weiteren Nachbesserungen an einem Mediengesetz von 2016 auf. Die heftig umstrittene jĂŒngste Reform des Gesetzes hat zwar deutliche Verbesserungen gebracht, ermöglicht aber weiterhin Haftstrafen im Zusammenhang mit journalistischer Arbeit. Auch enthĂ€lt das Gesetz weiterhin keine Vorkehrungen zum Informantenschutz und schĂŒtzt Journalistinnen und Journalisten nicht vor Strafverfolgung fĂŒr die Veröffentlichung vertraulicher Informationen.

RSF erneuerte bei den GesprĂ€chen in Mogadischu auch die Forderung, einen staatlichen Schutzmechanismus fĂŒr bedrohte Journalistinnen und Journalisten zu schaffen. Dazu sollten in allen fĂŒr das Thema relevanten Ministerien und Behörden Anlaufstellen eingerichtet werden.