Unterstützung für Journalist*innen

Unsere Mission

Im Rahmen der praktischen Unterstützung für Journalist*innen leistet Reporter ohne Grenzen administrative und finanzielle Nothilfe für bedrohte Medienschaffende aus aller Welt, die aufgrund ihrer Berichterstattung Repression oder Verfolgung ausgesetzt sind. 

Hierbei liegt der Schwerpunkt unserer Unterstützung auf der Hilfe vor Ort. Wir setzen uns jedoch auch für Journalist*innen ein, die ihr Land wegen akuter Bedrohung verlassen müssen. Unser Ziel ist es, dass sie vor Verfolgung geschützt sind und langfristig ihre journalistische Tätigkeit weiterführen oder wieder aufnehmen können.

Darüber hinaus bieten unsere Stipendienprogramme gefährdeten Journalist*innen während ihres Aufenthalts in Berlin die Gelegenheit, sich an einem sicheren Ort weiterzubilden und zu vernetzen. Ziel ist es, gestärkt und mit neuen Ressourcen die Arbeit im Herkunftsland fortsetzen zu können. 

Geschichte: Individuelle Unterstützung durch Nothilfe und Stipendien

Seit 2009 erstreckt sich unser Engagement zum Schutz der Presse- und Informationsfreiheit auch auf die direkte Hilfe für bedrohte Medienschaffende. Seither leistet das Nothilfe-Team der deutschen Sektion individuelle finanzielle Hilfe vor Ort, sowie Unterstützung im Asylverfahren in Deutschland und bei der Vermittlung an temporäre Schutzmechanismen in der Heimatregion und stärkt damit die internationale Nothilfe-Arbeit der Mutterorganisation Reporters sans frontières (RSF) in Paris. 

Im Fokus standen hierbei zunächst die Länder der ehemaligen Sowjetunion. Mit den geopolitischen Entwicklungen der vergangenen Jahre verändert sich unser Schwerpunkt stetig – der Iran und die Türkei, Syrien und Afghanistan beschäftigten unsere Arbeit zu unterschiedlichen Zeitpunkten. 15 Jahre nach Beginn der Nothilfe-Arbeit der deutschen Sektion bilden bedrohte Journalist*innen, deren Arbeit einen starken Deutschlandbezug aufweist, zusätzlich einen gewissen Schwerpunkt. 

Die Etablierung unserer Stipendienprogramme ergänzt seit 2015 unser Angebot mit temporären Schutz- und Trainingsangeboten in Berlin. Die langjährige Zusammenarbeit mit der taz Panter Stiftung (Auszeit Stipendium) sowie individuelle Großspenden (Recherche Stipendien) und die stetige Unterstützung von besonders bedrohten Kolleg*innen in unserem ad hoc Schutzprogramm, dem Deyda Hydara Stipendium, ermöglichten uns bislang 62 Fellows in Berlin zu begrüßen (Stand Herbst 2025). 

Die Hilfsanfragen an unsere Organisation und die Berichte der Stipendiat*innen verdeutlichen hierbei, dass die  Bedrohung im digitalen Raum für Medienschaffende zunehmend zum ernsthaften Problem wird. Ein auf diesen Bedarf zugeschnittenes Projekt, gefördert durch die Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, leistet seit 2018 in diesem Bereich Training und Empowerment. Bis Ende 2025 konnten am Berliner Stipendienprogramm zur Stärkung von Journalist*innen im digitalen Raum bereits 58 Medienschaffende in digitaler Selbstverteidigung weitergebildet und als Multiplikator*innen gestärkt werden. Insgesamt konnten unsere diversen Stipendienangebote so bereits 120 Medienschaffende aus 52 Ländern unterstützen.

Unterstützung im Exil

Im Zuge vermehrt auftretender Großkrisen veränderte sich auch die akute Nothilfearbeit – wenn ganze Medienlandschaften zusammenbrechen und kritische Journalist*innen regional verfolgt, inhaftiert und getötet werden, stößt die Einzelfallhilfe an ihre Grenzen. Dank erfolgreicher Zusammenarbeit mit internationalen Partnerorganisationen sowie deutschen Institutionen beteiligt sich Reporter ohne Grenzen seit 2016 immer wieder an größeren Evakuierungsmaßnahmen und humanitären Aufnahmeprogrammen. Zu nennen sind hier Iran (2010 - 2012 und seit 2022), Syrien (2016 - 2021), Afghanistan (seit 2021) und Russland (seit 2022). 

Gerade diese Großkrisen stellen unsere Kapazitäten in Berlin und Paris vor besondere Herausforderungen. Als umso wichtiger haben sich daher enge Kooperationen auf nationaler und internationaler Ebene erwiesen. Um der zunehmenden Bedeutung von Medien im Exil gerecht zu werden, hat Reporter ohne Grenzen im April 2022 gemeinsam mit der Schöpflin Stiftung und der Rudolf Augstein Stiftung den European Fund for Journalism in Exile (JX Fund) ins Leben gerufen. Seit seiner Gründung hat der JX Fund bereits zahlreiche Medien aus Afghanistan, Belarus, der Ukraine und Russland bei ihrem Neuanfang im Exil unterstützt, weitere Programmlinien werden folgen.

Transnationale Repression und Digitale Bedrohung

Zunehmend werden Journalist*innen auch im vermeintlich sicheren Exil bedroht, um kritische Berichterstattung zu verhindern. Aus diesem Grund liegt ein wachsender Schwerpunkt unserer Arbeit auch darauf, in Fällen von Transnationaler Repression zu beraten, zu unterstützen und durch Advocacy- und Öffentlichkeitsarbeit Aufklärung zu leisten und rechtlichen Schutz zu sichern. Die Bedrohung zeichnet sich hierbei durch direkte Übergriffe und Einschüchterungen aus, als auch durch Drohnachrichten und digitale Überwachung und Gewalt. Unser Nothilfe-Team vermittelt Sicherheitsberatungen, bietet Begleitung zu deutschen Sicherheitsbehörden an und unterstützt im Einzelfall mit finanziellen Hilfen für Sicherheitsvorkehrungen.

Neben den intensiven Sicherheitstrainings des Berliner Stipendienprogramms haben wir in enger Zusammenarbeit mit unseren Partner*innen des Holistic Protection Collective Leitfäden für digitale Sicherheitskonzepte auf Russisch und Persisch entwickelt und führen Sicherheitstrainings für Exilmedienschaffende durch. 

Unser Digital Security Lab (DSL), ein digitalforensisches Labor, analysiert seit 2022 digitale Angriffe auf Journalist*innen weltweit. Anders als physische Angriffe bleiben digitale Angriffe oft unbemerkt. Selbst für Expert*innen kann es schwierig sein zu erkennen, ob ein Gerät durch Malware kompromittiert wurde oder nicht. Dies führt dazu, dass digitale Angriffe auf Medienschaffende selten öffentlich gemacht werden. Wir möchten diese Angriffe aufdecken und Journalist*innen dabei helfen, ihre Quellen zu schützen, die Muster digitaler Angriffe zu verstehen und die Attacken öffentlich zu machen, sofern die Betroffenen dies wünschen. Konkret bietet das DSL Analysen von Geräten auf Hinweise für Malware, Phishing-Angriffe sowie böswillige Kontoübernahmen.

Kooperationen

Das Nothilfe-Referat von Reporter ohne Grenzen kooperiert eng mit der deutschen Hilfsorganisation Journalisten helfen Journalisten e.V. sowie mit dem European Centre for Press and Media Freedom (ECPMF). Zu unseren verlässlichen Partnerschaften über die Jahre, gerade auch in Unterstützung unserer Stipendienangebote, zählen außerdem die taz Panter Stiftung, die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Friede Springer Stiftung, die Elisabeth Selbert Initiative, die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe

Bedrohte Journalist*innen werden überdies durch die Hamburger Stiftung für politische Verfolgte und das Feuchtwanger Stipendium (Villa Aurora & Thomas Mann House e.V.) mit Schutzaufenthalten unterstützt.

Auf internationaler Ebene ist Reporter ohne Grenzen Mitglied des Journalists in Distress (JiD) Netzwerks, einem Zusammenschluss internationaler Menschenrechtsorganisationen, die ihre Hilfsmaßnahmen zur Unterstützung von Medienschaffenden koordinieren und Informationen zur Sicherheit von Journalist*innen austauschen. Darüber hinaus engagiert sich RSF im Europäischen Netzwerk European Union Temporary Relocation Platform (EUTRP) und der ACOS Alliance (A Culture of Safety Alliance).

Bildcredit: © Anke Phoebe Peters / RSF

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Individuelle Unterstützung

Reporter ohne Grenzen unterstützt Journalist*innen in Notlagen in Deutschland und weltweit, deren Bedrohung oder Verfolgung das direkte Resultat ihrer journalistischen Arbeit ist.

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Stipendien

Reporter ohne Grenzen lädt jährlich Journalist*innen aus Ländern mit eingeschränkter Presse- und Informationsfreiheit für ein Stipendium nach Berlin ein.

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Digital Security Lab

Wir unterstützen Journalist*innen, die befürchten, dass ihr Telefon oder Computer digital ausgespäht wird.

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