Forderungen an Kandidaten im Wahlkampf

Forderungen an Kandidaten im Wahlkampf

Im Vorfeld der PrÀsidentschaftswahl in den USA hat Reporter ohne Grenzen (RSF) acht politische Empfehlungen an die PrÀsidentschaftskandidaten, die demokratische und die republikanische Partei sowie die Kongresskandidatinnen und -kandidaten erarbeitet. Angesichts der zunehmenden Missachtung der Pressefreiheit im In- und Ausland durch die US-Regierung fordert RSF die Akteurinnen und Akteure auf, die WertschÀtzung und Förderung von unabhÀngigem Journalismus zu einem Teil ihres Programms zu machen.

„Die Presse in den USA ist in den vergangenen Jahren auf beispiellose Weise unter Beschuss geraten. Die tĂ€tlichen Angriffe auf Journalistinnen und Journalisten vor einigen Wochen haben uns drastisch gezeigt, wozu ein anhaltendes Klima der Aggression fĂŒhren kann“, sagte RSF-GeschĂ€ftsfĂŒhrer Christian Mihr. „Die großen Parteien und alle, die fĂŒr ein öffentliches Amt kandidieren, mĂŒssen die Gelegenheit nutzen, sich auf den bevorstehenden Nominierungsparteitagen im August und im Wahlkampf bis zu den Wahlen im November gegen diese Entwicklung zu stellen. Sie sollten sich zu konkreten politischen Maßnahmen zum Schutz der Pressefreiheit in den USA und darĂŒber hinaus verpflichten.“

UnabhÀngig vom Ausgang der Wahl fordert RSF in seinen Empfehlungen:

- Der kĂŒnftige US-PrĂ€sident sollte sich in seinen ersten 100 Tagen im Amt zur Bedeutung der Pressefreiheit bekennen.

- Der Kongress sollte eine Anhörung zur Lage der Pressefreiheit in den USA mit Angehörigen der Regierung sowie unabhÀngigen Expertinnen und Experten abhalten.

- PrÀsident und Kongress sollten sicherstellen, dass Medienschaffende ungehinderten Zugang zu Regierung und Parlament haben.

- Der Kongress sollte ein Gesetz fĂŒr besseren Quellenschutz verabschieden, der PrĂ€sident sollte es unterzeichnen.

- Das Spionagegesetz (Espionage Act) sollte eine Ausnahmeklausel fĂŒr Medienschaffende erhalten, die im öffentlichen Interesse handeln.

- Die Betonung der Pressefreiheit in der US-Außenpolitik sollte gesetzlich verankert werden.

- Der PrĂ€sident sollte sich weltweit fĂŒr die Freilassung inhaftierter Medienschaffender und ein Ende der Straflosigkeit nach Verbrechen gegen Medienschaffende einsetzen.

- Der Kongress sollte das Gesetz zur Plattformregulierung ĂŒberarbeiten, sodass soziale Netzwerke sich mit konkreten Maßnahmen zur Wahrung der Meinungsfreiheit, des Pluralismus und der VerlĂ€sslichkeit der Informationen verpflichten.

In voller LĂ€nge finden Sie die RSF-Empfehlungen hier (auf Englisch).

Pressefreiheit ist in den USA durch den ersten Verfassungszusatz konstitutionell verankert und so stark geschĂŒtzt wie in wenigen anderen LĂ€ndern weltweit. In den vergangenen Jahrzehnten war die Lage der Pressefreiheit jedoch großen Schwankungen unterworfen. Zu den EinschrĂ€nkungen zĂ€hlen etwa ZugangsbeschrĂ€nkungen fĂŒr Medienschaffende, mangelnder Schutz fĂŒr Whistleblowerinnen und Whistleblower und andere journalistische Quellen, das Sterben lokaler Medien und vor allem seit der Trump-PrĂ€sidentschaft eine starke Zunahme verbaler und körperlicher Angriffe auf Journalistinnen und Journalisten. Gleichzeitig haben sich die USA auf dem internationalen Parkett aus ihrer Rolle als Verfechter der Pressefreiheit zurĂŒckgezogen, was dazu beigetragen haben dĂŒrfte, autoritĂ€re Impulse in anderen LĂ€ndern zu verstĂ€rken.

Auf der Rangliste der Pressefreiheit stehen die USA auf Platz 45 von 180 Staaten.