Die belarusische Journalistin Maryna Solatawa ist am 13. Dezember gemeinsam mit 122 weiteren politischen Gefangenen aus der Haft entlassen worden. Ob sich unter den Freigelassenen weitere Medienschaffende befinden, ist bislang unklar. Unmittelbar nach ihrer Freilassung wurden die insgesamt 123 Personen aus Belarus abgeschoben, überwiegend in die Ukraine, wie das belarusische Exilmedium Zerkalo und diverse internationale Medien berichten.
"Die Nachricht über Maryna Solatawas Freiheit ist großartig, denn sie hätte für ihre Arbeit keinen einzigen Tag hinter Gittern verbringen dürfen“, sagt RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus. „Auch wenn Marynas Freiheit ein wichtiger Erfolg ist, für den wir jahrelang gekämpft haben, bleibt die Lage der Pressefreiheit in Belarus gravierend. Journalist*innen können weiterhin nicht frei im Land berichten, Hunderte mussten fliehen und leben jetzt im Exil – und Dutzende sitzen aufgrund ihrer Arbeit im Gefängnis, sie müssen alle sofort freigelassen werden.“
Maryna Solatawa war zuletzt Chefredakteurin des unabhängigen Onlinemediums tut.by, bevor dessen Redaktion beschlagnahmt und das Medium von den Behörden geschlossen wurde. Die preisgekrönte Journalistin wurde im Mai 2021 verhaftet und im Jahr 2023 zu zwölf Jahren Haft in einer Strafkolonie verurteilt - angeblich, weil Solatawa und ihre Kollegin, die tut.by-Geschäftsführerin Ljudmila Tschekina hassvolle Inhalte verbreitet hätten, die die nationale Sicherheit von Belarus gefährdet hätten.
Die Freilassungen erfolgten im Zusammenhang mit diplomatischen Bemühungen der USA, die in diesem Zuge Sanktionen gegen Belarus aufhoben. Es handelt sich bereits um die zweite Entlassungswelle politischer Gefangener aus Belarus in diesem Jahr. Bereits im September 2025 kamen neun Journalist*innen in Freiheit. Das polnische Außenministerium teilte zudem mit, dass der polnisch-belarusische Journalist Andrzej Poczobut, der zuletzt mit dem Sacharow-Preis des Europäischen Parlaments ausgezeichnet wurde, nicht unter den befreiten Personen ist.
Belarus belegt auf der aktuellen Rangliste der Pressefreiheit Platz 166 von 180 Ländern.
