Am Montag, den 15. Dezember 2025, wurde Jimmy Lai in Hongkong verurteilt. Der britische Verleger der Zeitung Apple Daily sitzt bereits seit Dezember 2020 in Haft und wurde jetzt wegen Verstößen gegen das nationale Sicherheitsgesetz für schuldig befunden, darunter wegen zwei Fällen von „Zusammenarbeit mit ausländischen Kräften” und Verschwörung zur Veröffentlichung „aufrührerischer” Informationen. Als angebliche Beweise dafür nutzen die Staatsanwälte mehr als 160 Artikel aus dem Apple Daily. Außerdem nannten sie mehrere Menschenrechtsverteidiger*innen, mit denen Lai in den vergangenen Jahren in Kontakt stand, als „Mitverschwörer*innen“ in seiner angeblichen Kollaboration mit ausländischen Kräften. Jimmy Lai wies alle Vorwürfe von sich. Die Verkündung des genauen Strafmaßes steht noch aus. Sechs Mitarbeiter des Apple Daily, die zusammen mit ihm angeklagt wurden, warten ebenfalls auf ihre Urteile.
„Wir sind empört über den Schuldspruch von Jimmy Lai“, sagt Anja Osterhaus, Geschäftsführerin von Reporter ohne Grenzen (RSF). „Dieser Fall ist ein Paradebeispiel dafür, wie sich die Pressefreiheit in Hongkong alarmierend verschlechtert. Der Gründer von Apple Daily verkörpert den Mut unabhängiger Journalist*innen, und dieses Urteil zerstört jeden ihnen noch verbleibenden Freiraum. Wir werden alles geben, um dafür zu sorgen, dass Jimmy Lai endlich freikommt.“
Lais Leben schwebt in Gefahr
Jimmy Lai wurde 2023 aus dem Hochsicherheitsgefängnis Stanley Prison in das isolierte Lai Chi Kok Reception Center verlegt und in eine Zelle mit kaum Tageslicht gesteckt, wodurch er noch weiter von der Außenwelt abgeschnitten wurde. Ein faires Verfahren wurde ihm von Anfang an systematisch verweigert: Die drei Richter, die den Prozess leiteten, wurden von Peking handverlesen, ihm wurde die Wahl seines eigenen Rechtsbeistands verwehrt, eine Jury vorenthalten und er musste sich mit der Aussage eines sogenannten „Zeugen” auseinandersetzen, der Berichten zufolge gefoltert worden war.
Hinzu kommt: Jimmy Lais gesundheitlicher Zustand hat sich seit seiner Inhaftierung kontinuierlich verschlechtert. Seine Tochter berichtet, dass ihm die Fingernägel abgefallen und seine Zähne verfault seien. Zudem befürchtet seine Familie, dass er aufgrund von Diabetes und Gewichtsverlust stirbt. In seiner Isolationshaft ist er harten Bedingungen ausgeliefert und darf täglich nur 50 Minuten „Sport” in einem Metallkäfig treiben. Aus Sorge um seinen Gesundheitszustand hat RSF im September diesen Jahres mit 72 weiteren Organisationen einen Brief an den britischen Premierminister Sir Keir Starmer verfasst. Darin wurde er aufgefordert, den Sohn von Jimmy Lai zu treffen und die Hongkonger Behörden zu seiner Freilassung zu drängen.
Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Hongkong auf Platz 140 von 180 Staaten.