Kuba 19.03.2004

27 Journalisten seit einem Jahr in Kuba hinter GitternPressekonferenz von Reporter ohne Grenzen in Brüssel

"Europa sagt nein zu der Unterdrückung in Kuba" - unter diesem Motto hat Reporter ohne Grenzen in Brüssel heute die Freilassung von 75 kubanischen Dissidenten gefordert, die vor einem Jahr verhaftet wurden. Im Rahmen einer Pressekonferenz appellierte Robert Ménard, Generalsekretär von Reporter ohne Grenzen, an die Abgeordneten des Europaparlaments, sich kontinuierlich für eine Freilassung der 75 Oppositionellen einzusetzen und die "Brüsseler Erklärung" zu unterschreiben. Mit dieser Petition will ROG die Europäische Kommission und den Europarat bewegen, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, dieses Ziel zu verfolgen.

Am heutigen Tag jährt sich zum ersten Mal der Tag der Verhaftung von 75 kubanischen Dissidenten, unter ihnen 27 Journalisten. Kurze Zeit später wurden sie zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.
Unter den Erstunterzeichnern befindet sich Daniel Cohn-Bendit (Präsident der Europäischen Grünen/FAE), die Italienerin Emma Bonino (Sekretärin des Partito radicale transnazionale), Pervenche Berès, Vizepräsidentin der europäischen Sozialisten (PSE), der Schotte Graham Watson (Vorsitzender der Liberalen und Demokratischen Partei Europas) der Portugiese José Ribiero e Castro (UEN), Gérard Deprez (PPE) aus Belgien und der Holländer Jules Maaten (ELDR).

Hintergrund:

Vor einem Jahr hat Kuba sich in das weltweit größte Gefängnis für Journalisten verwandelt
Im März 2003 hatte die kubanische Regierung ihren Kurs relativer Toleranz gegenüber unabhängige Medien verschärft. Sie ließ 75 in Kuba lebende Dissidenten verhaften, unter ihnen 27 unabhängige Journalisten. Sie sollen in Zusammenarbeit mit den USA die Unabhängigkeit Kubas gefährdet und der Wirtschaft des Landes geschadet haben. Bis dahin war es den Journalisten des Landes möglich, ihre Berichte und Reportagen, wenn sie nicht von den staatlichen Medien publiziert wurden, zumindest im Ausland zu veröffentlichen. Diese Möglichkeit nutzten viele regierungskritische Berichterstatter.
Anfang April verurteilten die Gerichte die Journalisten und Dissidenten zu Haftstrafen von bis zu 27 Jahren, zu deren Verbüßung viele von ihnen in Gefängnisse verlegt wurden, die hunderte Kilometer von ihren Wohnorten entfernt liegen.

Die Familienangehörigen der Inhaftierten verurteilen dieses Vorgehen als „zweite Strafe". Angesichts der miserablen Haftbedingungen - Ratten und Kakerlaken in den Gefängnissen, kein Zugang zu fließend Wasser, keine medizinische Versorgung und ungenießbares Essen - seien die Gefangenen auf die Unterstützung ihrer Familien angewiesen, um überleben zu können.
Einige der Gefangenen, wie zum Beispiel Oscar Espinosa Chepe, sind in der Haft bereits schwer erkrankt.

Reporter ohne Grenzen hat auf der Homepage des Internationalen Sekretariats einen speziellen Service eingerichtet:

www.rsf.org/rubrique.php3

Unter dem Titel "Cuba, world biggest prison for journalists" finden die Besucher der Seite Informationen über die verhafteten Journalisten, eine übersicht über die internationalen Reaktionen auf die Verhaftung und einen Hintergrundbericht über die Kontrolle der Medien in dem Inselstaat.

 

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