Deutschland 22.01.2015

Angriffe auf Reporter bei Legida-Demonstration

Demonstranten und Gegendemonstranten in Leipzig. © dpa / Peter Endig

Reporter ohne Grenzen verurteilt die Drohungen und Angriffe auf Journalisten bei der Legida-Demonstration in Leipzig am Mittwochabend. Medienberichten zufolge griffen Anhänger der Gruppierung „Leipzig gegen die Islamisierung des Abendlandes“ mehrere Reporter tätlich an, die über den Protestzug berichteten.

„Diese Angriffe zeigen, wie kurz der Weg von ‚Lügenpresse‘-Rufen zur Gewalt ist“, sagte ROG-Vorstandssprecher Michael Rediske. „Wer Journalisten bedroht oder angreift, vergreift sich am Grundrecht der Pressefreiheit.“

Die Leipziger Volkszeitung (LVZ) berichtete, zunächst hätten Legida-Demonstranten Journalisten mit Schlägen attackiert. Kurz darauf hätten sich rund 50 Angreifer aus den Reihen der Legida-Anhänger auf die vor dem Demonstrationszug laufenden Journalisten gestürzt. Ein Fotograf wurde nach verschiedenen Berichten von Vermummten zu Boden getreten und seine Kamera beschädigt. Ein lokaler Radiosender meldete, Augenzeugen zufolge seien Medienvertreter beschimpft, bespuckt und verprügelt worden.

Auch Legida-Ordner sollen Fotografen bedrängt und ihre Kameras weggedrückt haben. Einer der Ordner drohte laut LVZ einem Fotografen: „Wenn wir hier fertig sind, kriegst Du eine auf´s Maul!“ Bei der Leipziger Polizei meldeten sich nach Angaben eines Sprechers bis zum Donnerstagmorgen zwei Journalisten, um wegen der Angriffe Anzeige zu erstatten.

„Lügenpresse“-Rufe, Pöbeleien und Drohungen

Bei dem Protestzug in Leipzig wurde wie schon in den vergangenen Wochen bei den Dresdener Demonstrationen der „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Pegida) „Lügenpresse“ skandiert. Regelmäßig wurden auch bei den Pegida-Demonstrationen Medienvertreter angepöbelt und bedroht. Die örtliche Sächsische Zeitung wurde als „Volksverräter“ und „Lügenmedium“ tituliert; Redner beschimpften einzelne Journalisten auch namentlich.

In den vergangenen Monaten hat es wiederholt Berichte über Beleidigungen und Drohungen gegen Journalisten bei rechtsextremen Demonstrationen in verschiedenen Städten gegeben, so etwa bei den Aufmärschen der „Hooligans gegen Salafisten“ in Köln Ende Oktober und in Hannover Mitte November. Eine geplante Demonstration der Neonazi-Partei „Die Rechte“ vor dem Haus eines Dortmunder Journalisten verbot die Polizei im Dezember; kurz darauf wurde das Haus mit Farbbeuteln beworfen.

Ebenfalls im Dezember setzten in Berlin Unbekannte das Auto eines Fotojournalisten in Brand, der häufig über Demonstrationen von Rechtsextremisten berichtet. Sein Name und Gesicht waren zuvor auf einem im Internet von Rechtsextremisten verbreiteten „Fahndungsplakat“ aufgetaucht.

 

Deutschland steht in der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen auf Platz 14 von 180 Ländern. 



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