Kambodscha 05.02.2025

Britischer Journalist ausgewiesen

Der Flughafen in Siem Reap im November 2023. © picture alliance ASSOCIATED PRESS Heng Sinith

Die kambodschanischen Behörden haben den britischen Investigativjournalisten Gerald Flynn ausgewiesen. Der Reporter recherchiert seit fünf Jahren in Kambodscha zu Umweltthemen. Als er im Januar aus dem Urlaub zurückkehrte, wurde ihm trotz gültigen Arbeitsvisums die Wiedereinreise verweigert. Flynn stand offenbar auf einer schwarzen Liste, seitdem er in einer kritischen Dokumentation über Waldrodungen zu Wort kam. Sein Fall zeigt erneut, wie heikel die Berichterstattung über Umweltthemen in Kambodscha ist. Im Dezember wurde dort ein Journalist erschossen, der zu illegaler Abholzung recherchiert hatte.

„Wir verurteilen die Ausweisung von Gerald Flynn aufs Schärfste. Die Behörden haben ihn absichtlich ins Visier genommen, um Vergeltung für seine kritischen Recherchen zu üben. Sie müssen ihn wieder ins Land lassen und ihre Schikanen gegen Umweltjournalistinnen und -journalisten einstellen“, sagte Anja Osterhaus, Geschäftsführerin von Reporter ohne Grenzen (RSF).

Flynn kehrte am 5. Januar aus Thailand zurück. Bei der Ankunft am Flughafen in der nordwestlichen Stadt Siem Reap informierten ihn die Behörden, dass er seit dem 25. November auf einer schwarzen Liste stehe und nicht mehr in das Land zurückkehren dürfe.

Am 22. November hatte der Sender France24 eine kritische Dokumentation über Klimaschutzprojekte und illegale Abholzung in Kambodscha ausgestrahlt. Auch Flynn kommt darin zu Wort. Das Umweltministerium sprach daraufhin von „falschen Informationen.“ Mehrere kambodschanische Aktivisten, die in dem Dokumentarfilm zu sehen sind, wurden festgenommen und später unter der Bedingung freigelassen, dass sie nicht mehr mit ausländischen Medienschaffenden zusammenarbeiten.

„Ich habe mehr als fünf Jahre als Journalist in Kambodscha gearbeitet. Es bricht mir das Herz, so abrupt aus dem Land entwurzelt zu werden, das ich so liebgewonnen habe“, sagte Flynn. „Ich hoffe, dass die Regierung ihre Entscheidung noch mal überdenkt.“

Flynn arbeitet unter anderem für das englischsprachige Portal Mongabay und ist Präsident der Vereinigung Overseas Press Club of Cambodia (OPCC). In einer gemeinsamen Erklärung mit dem OPCC und 19 weiteren Organisationen hatte RSF das Vorgehen gegen den Journalisten kritisiert.

Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Kambodscha inzwischen auf Platz 151 von 180 Staaten und liegt im dunkelroten Bereich, wo die Lage als „sehr ernst“ eingestuft wird. Insbesondere Umweltjournalismus ist gefährlich. Im Dezember wurde der Journalist Chhoeung Chheng erschossen. Der 63-Jährige hatte für das Online-Medium Kampuchea Aphivath zu illegaler Abholzung in einem Naturschutzgebiet recherchiert.

Kambodschas unabhängige Medien liegen in Trümmern. Zahlreiche kritische Redaktionen mussten ihre Arbeit einstellen. Premierminister Hun Manet scheint die repressive Politik seines Vaters Hun Sen gegen Medien fortzusetzen. Dieser hatte das Land 40 Jahre lang regiert.



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