Diskussion am 8. Mai 2017 in Berlin ICS

Darknet – das Internet der Zukunft?

Das Darknet ist ein digitales Dilemma: Einerseits Marktplatz für Drogendealer und Waffenhändler, andererseits aber auch Zufluchtsort für Dissidenten und Whistleblower in Ländern mit umfassender Internetüberwachung und -zensur. Wie sollen demokratische Gesellschaften damit umgehen? Und: Wird das Darknet auch hierzulande Mainstream, wenn im Zuge immer neuer Überwachungsgesetze die Privatsphäre im Netz nur noch verteidigt werden kann, wenn wir uns in einer Welt absoluter Anonymität bewegen?

am Montag, 8. Mai 2017
um 13:30 Uhr
Stage 5 bei der re:publica 17
in Berlin

Im Zuge zunehmender Überwachung durch Staaten und riesige Technologie-Konzerne wird Privatsphäre im Netz zunehmend bedroht. Immer mehr Menschen wollen sich selbst dagegen schützen und versuchen, ihre Daten zu schützen. Die radikalste Form der Online-Anonymität: das Darknet. Eine dunkle Welt, in die nur hinabsteigt, wer Tools zur Verschlüsselung und Anonymisierung beherrscht und weiß, wonach er suchen muss. Es gilt in der westlichen Welt als Tummelplatz für Drogendealer, Waffenhändler und Vertreiber von Kinderpornografie – erst recht, seitdem der Münchener Amok-Schütze seine Waffe auf der dunklen Seite des Netzes gekauft hat. In Ländern mit umfassender Internetzensur ist das Darknet aber viel mehr: Zufluchtsort für Journalisten, Whistleblower und politisch Verfolgte, die nur noch im Schutz absoluter Anonymität arbeiten können. Die Organisation Reporter ohne Grenzen finanziert zum Beispiel zwei Server im Tor-Netzwerk, um anonymes Surfen zu ermöglichen.

Wie sollen wir mit diesem Dilemma umgehen? Ein „Darknet light“ kann es nicht geben. Entweder, wir halten die Kriminalität im Darknet zu einem gewissen Grad aus und muten Ermittlern enormen Ermittlungsaufwand zu, um mit Glück doch hin und wieder Kriminelle zu schnappen. Oder wir gehen dagegen vor, verpflichten Betreiber solcher Netzwerke zur Kooperation – und gefährden damit das Leben mutiger Journalisten und Aktivisten, die in ihren Heimatländern verfolgt werden.

Es diskutieren:
Andreas May, Oberstaatsanwalt Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt
• Daniel Moßbrucker, Referent für Internetfreiheit bei Reporter ohne Grenzen
Ahmad Alrifaee, Projektassistent /DMF Hamburg Media School



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