12.11.2002

Der Preis der Freiheit: 110 Journalisten hinter Gittern

Zum internationalen "Writers in Prison" Tag am 14. 11. 2002 fordert Reporter ohne Grenzen internationale Aufmerksamkeit für inhaftierte Journalisten

Weltweit befinden sich zur Zeit rund 110 Journalisten im Gefängnis, weil sie ihr Recht auf freie Berichterstattung wahrgenommen haben. Allein in Nepal zählt Reporter ohne Grenzen 19 inhaftierte Journalisten, in Birma sind es 15, in China 11 und im Iran 10. Diese Länder gehören zu den weltweit größten Gefängnissen für Reporter, berichtet die internationale Menschenrechtsorganisation zur Verteidigung der Pressefreiheit anlässlich des internationalen "Writers in Prison" Tages am 14. November.

Viele der inhaftierten Journalisten werden ohne ordentlichen Prozess und über Jahre hinweg gefangen gehalten. Bereits die kleinste Abweichung von der offiziellen Lesart kann Journalisten die Freiheit kosten. Stellvertetend für Viele steht das Schicksal von Win Tin aus Birma. Der heute 72-Jährige wurde kurz nach der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung 1989 festgenommen und insgesamt zu 20 Jahren Haft verurteilt. Hunang Qi sitzt in China seit zwei Jahren hinter Gittern, nachdem er auf seiner Internetseite kritische Artikel zum 11. Jahrestag des Tiananmen-Massaker veröffentlichte . Wann er freigelassen wird ist unklar. Im Iran gehört Emadoldin Baghi zu den vielen Journalisten, die wegen einer modernen Interpretation des Islams ins Visier geraten und weggesperrt werden. Er verbüßt eine dreijährige Haftstrafe in Teheran.

Doch nicht nur diktatorische Regime missbrauchen Straftatbestände, wie Verleumdung, Beamtenbeleidigung oder Gefährdung der öffentlichen Moral, um missliebige Journalisten zu kriminalisieren und Kritiker zum Schweigen zu bringen. Auch in der Türkei, in Tunesien und in Russland werden immer wieder Journalisten inhaftiert, wenn sie sich an staatlich verordnete Tabuthemen wagen und über Missstände und Menschenrechtsverletzungen berichten, erinnert die Menschenrechtsorganisation.

"Weltweit sitzen Journalisten hinter Gittern oder gehen das Risiko einer Inhaftierung ein, damit die öffentlichkeit die Chance hat, überhaupt etwas aus diesen Ländern zu erfahren. Sie zahlen einen hohen Preis für das Recht auf Informationsfreiheit. Sie brauchen internationale Unterstützung", erklärt Elke Schäfter, Geschäftsführerin von Reporter ohne Grenzen, die Motivation für den Aktionstag.

Die Menschenrechtsorganisation ruft unter www.reporter-ohne-grenzen.de zur Unterzeichnung von Petitionen zugunsten einzelner Gefangener auf.

Für weitere Informationen: Tel. (030) 615 85 85
kontakt@reporter-ohne-grenzen.de
www.reporter-ohne-grenzen.de / www.rsf.org

 


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