10.12.2003

Diesjähriger Menschenrechtspreis von ROG geht an Ali Lmrabet

Der in Marokko inhaftierte Journalist und Karikaturist Ali Lmrabet hat den diesjährigen Menschenrechtspreis von Reporter ohne Grenzen erhalten. Neben Lmrabet wurden auch die Direktorin des zurzeit geschlossenen Radio Haiti Inter, Michèle Montas, und die simbabwische Tageszeitung Daily News für ihren außergewöhnlich mutigen Einsatz für die Pressefreiheit geehrt. Erstmals seit 1992 wurden neben einem Journalisten eine Menschenrechtsverteidigerin und ein Medium ausgezeichnet. Die Preise sind mit je 2.500 Euro dotiert und werden von RoG und der Fondation de France jährlich am internationalen Tag der Menschenrechte in Paris vergeben.

Ali Lmrabet, populärer Karikaturist und Journalist, sitzt seit 21. Mai in Marokko hinter Gittern. Mit seinen Artikeln und frechen Cartoons hat der 44-Jährige angeblich den jungen König Mohammed beleidigt und die „Integrität des Staates" bedroht. Die beiden Satiremagazine sind mittlerweile verboten. Lmrabet zu drei Jahren Gefängnis verurteilt.

„Ali Lmrabet hat den jungen König kritisiert, der Marokko als reformfreudig und prowestlich darstellt, aber sein Versprechen auf Pressefreiheit nicht einlöst. Genau das ist sein gutes Recht", erklärte Elke Schäfter, Geschäftsführerin von Reporter ohne Grenzen in Deutschland, anlässlich der Preisverleihung. „Ali Lmrabet ist kein Verbrecher, sondern ein Journalist, der seiner Berufung nachgegangen ist. Er hat das Handeln der Regierenden kritisch begleitet und öffentliche Debatten angeregt. Beides gehört zu den wesentlichen Aufgaben eines Journalisten in einer Demokratie," betonte Schäfter. Die internationale Menschenrechtsorganisation forderte erneut die sofortige Freilassung des Journalisten.

Ali Lmrabet, der am 30. November zum zweiten Mal in Hungerstreik trat, um gegen seine Inhaftierung zu protestieren, ist gesundheitlich sehr geschwächt. Bei Reporter ohne Grenzen hofft man, dass die öffentliche Aufmerksamkeit durch die Preisverleihung, wie bereits in einigen Fällen vorher, ein Einlenken der Regierung bewirkt.

Mit dem Menschenrechtspreis, der in diesem Jahr zum 12. Mal vergeben wird, wurden erstmalig auch eine Menschenrechtsverteidigerin und ein Medium für ihre Verdienste um die Pressefreiheit ausgezeichnet.

Michèle Montas, Direktorin des zurzeit geschlossenen Radio Haiti Inter, erhielt den Preis für ihr Engagement gegen die Straflosigkeit in Haiti. Seit drei Jahren kämpft sie für die Aufklärung des Mordes an ihrem Mann, dem Journalisten Jean Dominique, und weiterer Verbrechen an Journalisten. Im letzten Jahr entkam sie dabei selbst nur knapp einem Mordanschlag. Die Radiostation, die sie nach dem Tod ihres Mannes übernommen hatte, musste nach massiven Drohungen und Angriffen schließen. Doch aufgeben will Montas nicht.

Die Auszeichnung in der Kategorie Medium geht an die simbabwische Tageszeitung Daily News. Die Daily News, seit ihrer Gründung 1999 ständigen Attacken und Repressionen des Mugabe-Regimes ausgesetzt, war eine der Letzten, die es wagte, unabhängig über Menschenrechtsverletzungen und das korrupte Regime zu berichten. Seit Oktober dieses Jahres ist die Daily News geschlossen. Einige der Mitarbeiter geben nun die Zeitung als Internet-Ausgabe von Südafrika aus heraus.

"Fast überall auf der Welt setzen Regierungen oder kriminelle Organisationen alles Erdenkliche daran, um Menschen wie Michèle Montas und die Mitarbeiter der Daily News einzuschüchtern," erklärte Schäfter. „Mit der Auszeichnung wollen wir denjenigen, die hart um Pressefreiheit kämpfen müssen, weiter Mut zusprechen. Vor allem aber möchten wir die internationale öffentlichkeit auffordern hinzusehen und gegen das Unrecht zu protestieren. Täglich riskieren Journalistinnen und Journalisten ihr Leben, um die öffentlichkeit zu informieren. Auch die Bundesrepublik muss sich intensiv für ihre Sicherheit einsetzen und Menschenrechtsverteidigern, die akut bedroht sind, unbürokratische Hilfe zukommen lassen", betonte Schäfter weiter.

 

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