Information & Democracy 03.03.2023

Empfehlungen für Pluralismus im Internet

© Forum für Information und Demokratie

Anlässlich der Unesco-Konferenz „Internet for Trust“ hat das Forum für Information and Demokratie (I&D) am 21. Februar den Bericht „Pluralism of news and information in curation and indexing algorithms“ veröffentlicht. Der Bericht enthält eine Reihe von Empfehlungen für Staaten und digitale Plattformen, wie Algorithmen so eingerichtet werden können, dass eine größere Vielfalt von Inhalten anzeigt wird – ein Kernanliegen des Forums für Information und Demokratie.

Dem Bericht zufolge sollten Instrumente, die für das Ansammeln, Sortieren und Priorisieren von Informationen im Internet verwendet werden, alternative Lösungen bieten, die einen Pluralismus in der Indexierung ermöglichen und Nutzerinnen und Nutzern eine Wahlfreiheit bieten.

Zur Umsetzung dieses Konzepts spricht das Forum mehrere Empfehlungen an Staaten und digitale Plattformen aus, darunter:

  • Hosting und Kuratierung von Inhalten sollten voneinander getrennt werden. So kann das Anbieten von Algorithmen für den Wettbewerb geöffnet werden.
  • Plattformen sollten ihren Nutzerinnen und Nutzern mehrere Optionen für die Kuratierung und Indizierung von Inhalten anbieten, darunter auch Optionen, die nicht auf Algorithmen basieren.
  • Die Entwicklung technischer Standards, die die Vielfalt von Inhalten auf Online-Plattformen fördern, sollte mit öffentlichen Mitteln unterstützt werden.
  • Plattformen sollten dazu verpflichtet werden, ihre Kriterien für die Auswahl von Inhalten offenzulegen, damit die Nutzerinnen und Nutzer eine Chance haben, ihre bevorzugten Algorithmen auszuwählen.

Der Bericht schlägt außerdem mehrere Möglichkeiten vor, um Nutzerinnen und Nutzern mehr Kontrolle über Algorithmen zu geben – insbesondere durch eine bessere Kontrolle über die eigenen persönlichen Daten, die die Plattformen nutzen, um Profile zu erstellen und gezeigte Inhalte individuell zuzuschneiden. Nach Ansicht der Autorinnen und Autoren des Berichts gibt es mehrere Lösungen, damit Nutzende leichter aus ihren Filterblasen herauskommen:

  • Nutzerinnen und Nutzern mehr Kontrolle über die Inhalte zu geben, die sie sehen, indem die Transparenzanforderungen verschärft werden und ihnen das Recht gegeben wird, ihre Feeds individuell zu gestalten;
  • sicherstellen, dass alternative Optionen allgemein zugänglich und verständlich sind;
  • Plattformen dazu verpflichten, mit dem Angebot von Wettbewerbern kompatibel zu sein, um Nutzerinnen und Nutzern den Wechsel zu anderen Diensten zu erleichtern.

All diese Empfehlungen wurden den 50 Mitgliedstaaten der Internationalen Partnerschaft für Information und Demokratie zugestellt, die im Februar auf ihrem jährlichen Gipfeltreffen am Rande der UN-Generalversammlung zusammenkamen.

Die Risiken algorithmischer Blasen für Demokratie und Freiheit

Die Angriffe auf demokratische Institutionen wie auf das Kapitol in den USA oder auf den Präsidentenpalast in Brasilien sind dem Bericht zufolge das Ergebnis einer für Demokratien bedrohlichen Entwicklung: einer Polarisierung der öffentlichen Debatten, wenn nicht sogar einer Fragmentierung von Gesellschaften. Beides ist untrennbar mit der Rolle digitaler Plattformen und sozialer Netzwerke verbunden.

Zudem hebt der Bericht das auf der Aufmerksamkeitsökonomie basierende Geschäftsmodell der Plattformen hervor, das Fehlinformationen, Verschwörungstheorien und die Verschärfung von Spannungen (sowohl zwischen Einzelpersonen als auch zwischen sozialen Gruppen und politischen Lagern) begünstigt. Diese Radikalisierung von Standpunkten und Meinungen neigt dazu, demokratische Gesellschaften zu polarisieren, und schadet somit dem Meinungspluralismus.

Das Forum für Information und Demokratie

Das Forum für Information und Demokratie hat zur Aufgabe, die Ziele der Internationalen Partnerschaft für Information und Demokratie umzusetzen, die von 50 Staaten in aller Welt unterzeichnet wurde. Die Organisation unterbreitet den Staaten Empfehlungen zur Gesetzgebung und den Akteuren im weltweiten Informations- und Kommunikationsraum (wie soziale Netzwerke und Suchmaschinen) Empfehlungen zur Selbstregulierung.

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