Afghanistan 30.04.2018

Journalisten sind in Afghanistan nirgends sicher

Soldaten ergreifen Sicherheitsmaßnahmen nach den Doppelexplosionen im Zentrum von Kabul, Afghanistan am 30. April 2018. Es wurden mindestens 21 Tote und 27 Verletzte gemeldet.
Soldaten ergreifen Sicherheitsmaßnahmen nach den Doppelexplosionen im Zentrum von Kabul, Afghanistan am 30. April 2018. Es wurden mindestens 21 Tote und 27 Verletzte gemeldet. © picture alliance / Anadolou Agency / Haroon Sabawoon

Reporter ohne Grenzen verurteilt den Doppelanschlag in der afghanischen Hauptstadt Kabul, bei dem heute mindestens neun Journalisten getötet und sechs weitere schwer verletzt wurden. Nach der ersten Explosion soll sich der zweite Selbstmordattentäter unter eine Gruppe von Journalisten gemischt und dabei selbst mit einer Kamera getart haben, bevor er seinen Sprengsatz zündete. Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat reklamierte den Anschlag für sich.

"Dieser perfide Anschlag zeigt, dass Journalisten nirgends in Afghganistan ihres Lebens sicher sind, nicht einmal mitten in der Hauptstadt. Im Gegenteil: Medienvertreter gehören in in Afghanistan zu den bevorzugten Zielen von Extremisten", sagte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr. "Wer angesichts dieser Situation  von sicheren Gebieten in Afghanistan spricht, ist entweder schlecht informiert oder zynisch. Die afghanische Regierung ist offensichtlich weit davon entfernt, Journalisten im eigenen Land vor tödlichen Angriffen durch Extremisten schützen zu können."

Der heutige Anschlag war der schwerste Angriff auf Journalisten in Afghanistan seit dem Sturz der Taliban-Herrschaft Ende 2001. Bei einem Selbstmordanschlag auf einen Kleinbus von Tolo TV wurden im Januar 2016 sieben Mitarbeiter des privaten Fernsehsenders getötet. Seit Insgesamt wurden in Afghanistan bei Anschlägen der Extremistengruppen Islamischer Staat und Taliban seit Anfang 2016 mindestens 34 Journalisten und Medienmitarbeiter getötet.

Insgesamt wurden bei dem heutigen Doppelanschlag Medienberichten zufolge mindestens 29 Menschen getötet und 49 weitere verletzt. Bei den heute getöteten Medienschaffende handelt es sich nach Informationen von Reporter ohne Grenzen um den ToloNews-Kameramann Jar Mohammad Totschi, die Journalisten Ebadollah Hanansi, Sabvon Kakeker und Maharam Darani vom Sender Radio Asadai (Radio Free Europe), die TV1-Kameramänner Ghasi Rasoli und Norosali Radschabi (alias Khamusch), den AFP-Fotografen Schah Marai Fesi sowie den Reporter Salim Talasch und den Kameramann Ali Salimi vom Fernsehsender Maschal TV

Schwer verletzt wurden Naser Hashemi (Al-Dschasira), Omar Soltani (Reuters), Ahmadschah Asimi (Nedai Aghah), Ajar Amar (Wahdat Mili) und Dawod Ghisanai (Miwand TV). 

Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Afghanistan auf Platz 118 von 180 Ländern.


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