Myanmar 09.09.2021

Mehr als 50 Journalisten in Haft

Proteste gegen den Militärputsch in Yangon Ende Februar 2021 © picture alliance / ZUMAPRESS.com | Santosh Krl

Reporter ohne Grenzen (RSF) fordert die sofortige und bedingungslose Freilassung von Ma Thuzar. Die myanmarische Journalistin wurde vor rund einer Woche festgenommen und wird seitdem in der Stadt Yangon festgehalten. Zuvor war sie vier Monate untergetaucht. Mit mehr als 50 inhaftierten Journalistinnen und Journalisten steht Myanmar nun an zweiter Stelle auf der Liste der Länder, in denen die meisten Medienschaffenden wegen ihrer Arbeit im Gefängnis sind. Nur in China sitzen mehr Medienmitarbeitende in Haft. Ein Wendepunkt in Myanmar war der Militärputsch am 1. Februar 2021, mit dem die Pressefreiheit im Land innerhalb weniger Tage um zehn Jahre zurückgeworfen wurde.

„Ma Thuzar wurde willkürlich festgenommen und inhaftiert. Sie muss unverzüglich freikommen“, sagte RSF-Geschäftsführer Christian Mihr. „Die Art und Weise, wie Ma Thuzar behandelt wurde, spiegelt die illegale, brutale und unmenschliche Behandlung wider, der die Militärjunta alle Journalistinnen und Journalisten in Myanmar in den vergangenen sieben Monaten ausgesetzt hat. Wir fordern die internationale Gemeinschaft auf, gezielte Sanktionen gegen die Verantwortlichen für diese wiederholten Übergriffe zu verhängen.“

Polizistinnen und Polizisten haben Ma Thuzar Anfang September festgenommen, als sie gerade das Haus verließ. Ihre Familie sowie Kolleginnen und Kollegen hörten fünf Tage lang nichts von ihr. Am 5. September bestätigte die Polizei schließlich, dass sie festgenommen wurde, jedoch ohne die rechtliche Grundlage dafür zu nennen oder ihren Aufenthaltsort bekanntzugeben.

Ma Thuzar hat für die Myanmar Pressphoto Agency und das inzwischen geschlossene Friday Times News Journal gearbeitet. Vor ihrer Festnahme erzählte sie RSF, dass sie viele der durch den Militärputsch am 1. Februar ausgelösten großen Straßenproteste gefilmt hat. Anfang Mai stürmten rund 40 Polizeibeamte Ma Thuzars Haus, um sie auf der Grundlage eines von der Militärführung der Region Yangon ausgestellten Haftbefehls zu verhaften. In ihrer Abwesenheit nahmen sie ihren Ehemann, einen ehemaligen Journalisten, fest, ließen ihn nach fünf Tagen aber wieder frei. Diese Razzia, die die Militärführung in Yangon auf Anfrage von RSF nicht bestätigen wollte, zwang Ma Thuzar, vier Monate unterzutauchen.

Mehr als 50 Journalistinnen und Journalisten in Haft

Mit der Festnahme von Ma Thuzar erhöht sich die von RSF verifizierte Zahl der aktuell inhaftierten Medienschaffenden in Myanmar auf mindestens 54. Zaw Moe Oo, eine Journalistin, die freiberuflich für die pro-militärische Nachrichtenagentur Eleven Media arbeitet, wurde ebenfalls Anfang September in ihrem Haus in der Region Myeik im Süden des Landes festgenommen, aber zwei Tage später wieder freigelassen.

Bereits im vergangenen Monat hat RSF berichtet, dass Sithu Aung Myint, ein politischer Kommentator für die Zeitschrift Frontier Myanmar und den Radiosender Voice of America, am 15. August in Yangon von der Polizei festgenommen wurde. Er hatte sich dort in einer Wohnung gemeinsam mit der Journalistin Htet Htet Khine versteckt. Die Moderatorin der Sendung „Khan Sar Kyi“ für BBC Media Action wurde ebenfalls festgenommen.

Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Myanmar auf Platz 140 von 180 Staaten.



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