20.09.2007

Militärregierung verstärkt Propaganda / Zensur und Gewalt gegenüber Journalisten

Reporter ohne Grenzen und die Burma Media Association verurteilen das gewaltsame Vorgehen sowie die Zensur gegenüber Journalistinnen und Journalisten in Myanmar, die über die laufenden Demonstrationen berichten. „Dies ist eine verabscheuenswerte Strategie, die Reporter von der Ausübung ihres Berufes abhalten soll“, so die Organisationen. Sie wird von verstärkter Propaganda in den von der Militärregierung kontrollierten staatlichen und privaten Medien begleitet.

In mindestens 24 Fällen seit dem 19. August sind Presse- und Informationsfreiheit gravierend verletzt worden. Dafür sind Polizei, Soldaten, Mitglieder der regierungstreuen Miliz USDA und Zensoren der Regierung verantwortlich.

Reporter ohne Grenzen und die Burma Media Association haben an die Mitglieder der Organisation südostasiatischer Staaten ASEAN appelliert, die Regierung Myanmars zur Beendigung dieser Menschenrechtsverletzungen zu drängen.

Die Regierung hat die Propaganda in den von ihr kontrollierten Medien unterdessen verstärkt. Die Demonstranten werden in diesen Medien als Agitatoren dargestellt, die von der oppositionellen „Nationalen Liga für Demokratie“ und ausländischen Regierungen mobilisiert werden und nur darauf aus sind, zu Gewalttaten aufzuhetzen. Die regierungstreuen Medien beschuldigten auch die ausländische Presse der Unruhestiftung.

Artikel mit unabhängigen Schilderungen der Unruhen werden vom staatlichen Zensurbüro systematisch zurückgewiesen. Geschäftsführer und Herausgeber privater Medien wurden angewiesen, Artikel zu veröffentlichen, die die Standpunkte der Regierung stützen und eine ablehnende Haltung gegenüber den inneren und äußeren „Feinden“ einnehmen.

Seit dem Beginn der Proteste wurde keinem ausländischen Journalisten ein Einreisevisum erteilt. Die wenigen in Rangoon ansässigen Auslandsjournalisten arbeiten für die staatlichen Medien jener Länder, die die Militärregierung unterstützen. So hat etwa die chinesische Nachrichtenagentur „Xinhua“ in den vergangenen vier Wochen nur drei Meldungen über die Proteste veröffentlicht und darin nur die Version der Regierung wiedergegeben.

Da unabhängige Medien in Myanmar nicht existieren, informiert sich die Bevölkerung u.a. mittels internationaler Radiosender wie "Radio France International", "Voice of America", "BBC" und "Democratic Voice of Burma" (DVB) oder sieht sich im Geheimen die wöchentlichen Ausstrahlungen des Senders DVB-TV an.

Auf der ROG-Rangliste zur Lage der Pressefreiheit weltweit ist Myanmar auf Rang 164 (von 168). Fünf Journalisten sind derzeit im Gefängnis, darunter der inzwischen 77-jährige Win Tin. Er ist seit 1989 hinter Gittern.

WEITERE INFORMATIONEN:
Katrin Evers
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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