10.12.2002

Paris. Der inhaftierte russische Journalist Grigorij Pasko erhält den Menschenrechtspreis 2002 von Reporter ohne Grenzen

Der Menschenrechtspreis von Reporter ohne Grenzen geht in diesem Jahr an den russischen Journalisten Grigorij Pasko. Der Flottenkapitän und Journalist verbüßt zur Zeit eine vierjährige Haftstrafe in einem Arbeitslager, drei Autostunden von Ussurijsk (Region Wladiwostok) entfernt.

Er wurde verurteilt, weil er die Verklappung von radioaktiven Müll ins Japanische Meer filmte und die Bilder - im japanischen Fernsehen gesendet - internationales Entsetzen auslösten. Den Preis nimmt seine Frau Galina Morozova heute, am internationalen Tag der Menschenrechte, stellvertretend für ihren Mann in Paris in Empfang. Die Auszeichnung ist mit 7.600 Euro dotiert.

Der "Fall Pasko" beginnt, als der Journalist das staatlich verhängte Schweigen über die Umweltvergiftung ignoriert und filmt, wie ein russisches Militärschiff Atommüll ins Japanische Meer verklappt.

Am 20. November 1997 wird der heute 40-Jährige wegen "Landesverrat" und der "Weitergabe militärischer Geheimnisse" verhaftet. Er bleibt 20 Monate in Untersuchungshaft, bis der oberste Militärgerichtshof am 20. Juli 1999 das Urteil spricht: drei Jahre Haft wegen "Amtsmissbrauch". Da die Untersuchungshaft angerechnet wird, kommt Pasko frei. Dennoch legt er Berufung ein. Er verlangt einen Freispruch. Der neue Prozess endet im Dezember 2001 jedoch wieder mit einer Verurteilung, diesmal sind es vier Jahre wegen "Landesverrat". Pasko kommt in ein Militärgefängnis in Wladiwostok.

Er lehnt es ab, ein persönliches Gnadengesuch an den Präsidenten Putin zu stellen, beharrt weiter darauf, unschuldig zu sein und von einem Gericht freigesprochen zu werden. Doch alle juristischen Eingaben des Journalisten bleiben erfolglos. Im Juni 2002 bestätigt das oberste Militärgericht die vierjährige Gefängnisstrafe. Am 10. September wird der mutige Journalist schließlich in ein Arbeitslager verlegt. Mittlerweile hat sich sein Gesundheitszustand verschlechtert. Die Arbeitsbedingungen sind hart und die für den äußersten Osten Russlands typische feucht-kalte Witterung macht ihm zu schaffen.

"Die Verurteilung Paskos ist ein Versuch, alle kritischen Journalisten einzuschüchtern. Die Berichterstattung über Umweltverschmutzung ist kein Landesverrat, sondern ein verfassungsmäßig garantiertes Recht auf freie Berichterstattung. Am 25. Dezember wird Grigorij Pasko zwei Drittel seiner Haftstrafe verbüßt haben. Wir fordern die zuständigen Behörden auf, Pasko Haftverschonung zu gewähren, wie es allen Gefangenen zusteht", erklärt Elke Schäfter, Geschäftsführerin von Reporter ohne Grenzen in Deutschland.

Weitere Informationen:
Sabina Strunk
Tel. 030/ 615 85 85
presse@reporter-ohne-grenzen.de

nach oben