06.01.2003

Recht auf freie Information im Jahr 2002 weiter ausgehöhlt

Reporter ohne Grenzen veröffentlicht heute die Bilanz zur Situation der Pressefreiheit im Jahr 2002.

Demnach wurden 25 Journalistinnen und Journalisten im vergangenen Jahr während der Berichterstattung getötet oder wegen missliebiger Recherchen und Berichte ermordet. Vier Medienmitarbeiter wurden ebenfalls getötet. Die Umstände und Motive von weiteren 30 Todesfällen werden zur Zeit noch von der internationalen Menschenrechtsorganisation zur Verteidigung der Pressefreiheit untersucht. Im Vergleich zum Vorjahr (31 Tote) kamen in 2002 zwar weniger Reporter zu Tode, die Gewalt gegenüber Journalisten nahm jedoch gravierend zu.

Drastisch stieg die Zahl der Medienvertreter, die 2002 bedroht oder schikaniert wurden. Im vergangenen Jahr wurden 1420 übergriffe registriert. Im Vergleich zu 716 Vorfällen im Jahr 2001 hat sich die Zahl damit nahezu verdoppelt. Auch die Zahl der Journalistinnen und Journalisten, die vorübergehend festgenommen, verhört oder entführt wurden, liegt um über 40 Prozent höher als im Vorjahr. 692 Journalisten saßen im Jahr 2002 zeitweilig hinter Gittern.

389 Mal wurden Medien zensiert. Das Ausmaß der Zensur bleibt 2002 damit unverändert hoch. Durchschnittlich traf die Zensur täglich mindestens ein Medium.

Die Arbeitsbedingungen von Reporterinnen und Reportern wurden aufgrund internationaler Spannungen und Konflikte erheblich erschwert. In einer Reihe von Staaten und Konfliktregionen wie beispielsweise in Bangladesch, Eritrea, Haiti, Nepal und Simbabwe hat sich die Lage der Pressefreiheit im Jahr 2002 weiterhin verschärft. Die im vergangenen Jahr an Journalisten begangenen Morde wurden, bis auf wenige Ausnahmen, nicht aufgeklärt und die Mörder und Auftraggeber nicht zur Verantwortung gezogen. Solange sich jedoch die Täter in Sicherheit wähnen und straffrei ausgehen, wird die Gewalt weiter wachsen. Reporter ohne Grenzen wird daher auch im Jahr 2003 eigene Untersuchungen vorantreiben und öffentlichen Druck auf Regierungen ausüben, um die Sicherheit von Journalisten zu verbessern.

Eine weitere Tendenz beunruhigte im Jahr 2002. In rund einem Dutzend Ländern wurde der Quellenschutz im Zuge neuer Anti-Terror-Gesetze ausgehöhlt. Mittlerweile werden Journalisten selbst in einigen demokratischen Ländern (beispielsweise in den USA) festgenommen oder verhört, wenn sie ihre Quellen nicht preisgeben. Das Recht auf Vertraulichkeit der Information ist jedoch eine unverzichtbare Voraussetzung für die freie und unabhängige journalistische Recherche und darf nicht leichtfertig geopfert werden.

Einige positive Entwicklungen brachte das Jahr 2002 dennoch. Politische Reformen und Friedensprozesse trugen dazu bei, die Arbeitsbedingungen für Journalisten in Angola, Afghanistan und Sri Lanka zu verbessern. Fortschritte bei der Aufklärung der Ermordung von Carlos Cardoso in Mosambik und Griogrij Gongadse in der Ukraine machen Hoffnung, dass die Mörder gefasst und bestraft werden. Nach langen Jahren in Haft und zahlreichen weltweiten Protesten wurden die Journalisten Gédéon Mushimiyimana (Ruanda), Ayub Khoso (Pakistan) und Myo Myint Nyein (Birma) endlich freigelassen.

Eine Langfassung der Jahresbilanz auf Deutsch (7 Seiten) ist im Internet ab 12.00 Uhr abrufbar unter:
www.reporter-ohne-grenzen.de

Französische und englische Versionen unter:
www.rsf.org

Für weitere Informationen:

Sabina Strunk
Tel. (030) 615 85 85
presse@reporter-ohne-grenzen.de
www.reporter-ohne-grenzen.de / www.rsf.org

 

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