Irak 11.11.2009

ROG fordert Aufklärung von Angriff auf kurdischen Journalisten

Nach dem Angriff auf einen Journalisten im irakischen Kurdistan fordert Reporter ohne Grenzen (ROG) die Polizei zur Aufklärung des Falls auf. Der 32-jährige Nabas Goran war Ende Oktober beim Verlassen seines Büros im Stadtteil Iskan der Provinzhauptstadt Erbil im Zentrum der Region von drei Unbekannten verprügelt worden. Einer der Angreifer hatte mit einem Metallgegenstand brutal auf den Kopf und in das Gesicht des Journalisten geschlagen.

„Die Polizei sollte alles tun, um die Angreifer und die Auftraggeber dieser feigen Attacke zu identifizieren“, fordert ROG. „Nabas Goran ist einer der prominentesten investigativen Journalisten in der Autonomen Region Kurdistan. Der Angriff auf ihn verdeutlicht die immensen Probleme von Journalisten in dem Gebiet“, so ROG weiter. Gerade im Vorfeld der nächsten Parlamentswahl wachsen die politischen Spannungen zwischen der Demokratischen Partei Kurdistans (DPK) und der Patriotischen Union Kurdistans (PUK). In der Region kamen bereits in den vergangenen Jahren mehrere Medienvertreter durch politisch motivierte Angriffe ums Leben.

Goran arbeitet für die kurdisch-sprachige Zeitung Jehan (http://www.jehan-press.com/).  Er selbst vermutet, dass die Täter aus den Reihen der DPK stammen: „Die Gründe sind offensichtlich: Ich bin ein unabhängiger Zeitungsjournalist, der Parteien und Politiker kritisiert und Korruptionsfälle öffentlich macht. In dieser Stadt hätte der Angriff auf mich nicht ohne Zustimmung der Behörden, und damit der DPK, passieren können. Ich lebe in einer Region, in der Politiker weder das Konzept der Demokratie verstehen, noch die Notwendigkeit freier Medien“, so Goran. Für den 32-Jährigen war es bereits das zweite Mal, dass er Opfer eines Angriffs wurde. Zudem waren in der Vergangenheit immer wieder Gerichtsverfahren gegen ihn angestrengt worden.

Doch nicht nur in der kurdischen Region versuchen Politiker, Journalisten einzuschüchtern. Landesweit werden immer mehr Klagen gegen Zeitungen erhoben. Mitglieder des irakischen Parlaments stellten am 8. November Strafanzeige gegen die Tageszeitung Al-Mada wegen eines Artikels, der die Privilegien der Parlamentarier kritisierte.

ROG wandte sich in einem Brief an den Präsidenten des Repräsentantenhauses. „Die Entwicklungen sind sehr beunruhigend. Sie verdeutlichen die Unfähigkeit, Kritik zu tolerieren. Wir mahnen die Mitglieder des Parlaments an, ihre Klage zurückzuziehen“, so ROG.

Auf der aktuellen Rangliste zur Lage der Pressefreiheit weltweit steht  der Irak auf Platz 145 von 175.

 

Weitere Informationen:
Anja Viohl
Tel.: 030 615 85 85

 

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