Russland 15.02.2023

RSF hilft bei Flucht aus Russland

Marina Owsjannikowa beantwortet Fragen von Medienschaffenden in Paris.
Marina Owsjannikowa und RSF-Generalsekretär Christophe Deloire vor der Presse in Paris. © Joel Saget / AFP

Marina Owsjannikowa, der mithilfe von Reporter ohne Grenzen (RSF) vor vier Monaten die Flucht aus Russland gelang, ist am 10. Februar auf einer Pressekonferenz im internationalen Sekretariat von RSF in Paris mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit gegangen und hat über Details ihrer Flucht berichtet. Owsjannikowa war am 14. März 2022 durch eine Protestaktion im russischen Staatsfernsehen international bekannt geworden.

Damals hatte Owsjannikowa während der Hauptnachrichtensendung im staatlichen Fernsehsender Perwij Kanal ein Schild mit einer Antikriegsbotschaft hochgehalten. Fünf Tage später nahm RSF Kontakt zu ihr auf, um Unterstützung anzubieten. Nach ihrer Protestaktion verließ Owsjannikowa vorrübergehend das Land. Sie hielt sich zwischenzeitlich in Deutschland auf und arbeite unter anderem als freie Autorin für Die Welt.

Im Juni 2022 meldete sich Owsjannikowa aus der Ukraine bei RSF, wo sie freiberuflich recherchierte. Im Juli kehrte sie nach Russland zurück. Mitte August wurde sie in Moskau unter Hausarrest gestellt und verpflichtet, eine elektronische Fußfessel tragen. Wegen der „Verbreitung falscher Nachrichten über die russischen Streitkräfte“ drohte ihr eine zehnjährige Haftstrafe. Ein Vermittler ließ RSF Im September wissen, dass sie fliehen wolle.

Bei der Koordination von Owsjannikowas Flucht aus Russland spielte RSF eine maßgebliche Rolle. Sie wurde für ein Wochenende angesetzt, weil zu dieser Zeit viele Wachleute nicht arbeiten und die Erfolgschancen demnach höher eingeschätzt wurden. Owsjannikowa deaktivierte ihre elektronische Fußfessel mit einem Drahtschneider. Sie nutzte sieben verschiedene Autos, legte gemeinsam mit ihrer Tochter die letzten paar hundert Meter zur Grenze zu Fuß zurück und wurde in einem Nachbarland im Baltikum von einer Kontaktperson empfangen. Im Oktober 2022 erreichte Owsjannikowa Paris, wo RSF ihr eine Wohnung vermittelte und sie im Kontakt mit den französischen Behörden unterstützte. Weitere Details ihrer Flucht müssen vertraulich bleiben, um Owsjannikowa, ihre Tochter und andere an der Flucht Beteiligte zu schützen.

Auf der Rangliste der Pressefreiheit belegt Russland Platz 155 von 180 Staaten.



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