Dschibuti 11.06.2020

Schikane gegen Journalisten beenden

Mohamed Ibrahim Wais

In den vergangenen Wochen sind in Dschibuti wiederholt unabhängige Journalisten verhaftet und inhaftiert worden, darunter auch der RSF-Korrespondent des Landes am Horn von Afrika. Die Mitarbeitenden des einzigen unabhängigen Radiosenders La Voix de Djibouti (LVD) werden von den Behörden systematisch schikaniert, um sie einzuschüchtern und zum Schweigen zu bringen. Reporter ohne Grenzen (RSF) fordert ein Ende der willkürlichen Verhaftungen.

Kassim Nouh Abar wurde am 5. Juni vor seinem Haus in Dschibuti-Stadt festgenommen. Zwei Tage später wurde auch der RSF-Korrespondent Mohamed Ibrahim Wais verhaftet, als er sich mit dem Anwalt eines inhaftierten Armeeoffiziers treffen wollte. Beide Journalisten berichteten in Interviews und Bildern über die größte Story der letzten Woche in Dschibuti. Sie basiert auf einem Video, das Leutnant Fouad Youssouf Ali, ein inhaftierter ehemaliger Luftwaffenpilot, aus seiner Gefängniszelle schmuggeln konnte. Das Video zeigt die schrecklichen Bedingungen, unter denen er festgehalten wird, und seine Überzeugung, dass er nicht lebend aus dem Gefängnis herauskommen wird. Ali befindet sich seit dem 22. April in Haft. Zuvor war er nach Äthiopien geflüchtet, und hatte von dort die dschibutische Regierung in einem Video kritisiert. Auf den Wunsch Dschibutis hin lieferte Äthiopien Ali an sein Heimatland aus. Seit der Veröffentlichung des Gefängnisvideos finden in Dschibuti beinahe täglich Demonstrationen statt, die die Behörden regelmäßig auflösen.

Inzwischen sind beide Journalisten wieder frei, allerdings behielten die Behörden Wais‘ Laptop ein.  „Es ist die Aufgabe von Journalistinnen und Journalisten, über solche brisanten Fälle zu berichten“, sagte Christian Mihr, Geschäftsführer von Reporter ohne Grenzen. „Die politische Brisanz dieses Falles rechtfertigt nicht, die Berichterstattenden von ihrer Arbeit abzuhalten. Wir rufen die dschibutischen Behörden dazu auf, Medienschaffende nicht länger zu drangsalieren.“

Immer wieder werden die Mitarbeitenden der LVD bedroht und willkürlich festgenommen. Wais ist in den letzten zehn Jahren mehrere Male verhaftet worden und hat aufgrund seiner journalistischen Tätigkeit einige Monate im Gefängnis verbracht. Auch der LVD-Korrespondent Osman Yonis Borogeh wurde im Oktober des vergangenen Jahres zweimal festgenommen; Polizisten verprügelten ihn, um die Identität seiner Quellen und die der anderen Korrespondentinnen und Korrespondenten von La Voix de Djibouti festzustellen. Erst vor wenigen Wochen wurde der LVD-Korrespondent Charmarke Saïd Darar bei der Berichterstattung über einen Brand festgenommen und vier Tage lang festgehalten – ausgerechnet am 3. Mai, dem Welttag der Pressefreiheit.

Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Dschibuti auf Platz 176 von 180 Ländern und Territorien.



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