Iran 09.07.2004

Tötung der iranisch-kanadischen Journalistin Kazemi droht ungestraft zu bleiben

Berlin/Paris, 9. Juli 2004. Die Tötung der iranisch-kanadischen Fotojournalistin Zahra Kazemi vor einem Jahr droht ungestraft zu bleiben. Am 10. Juli 2003 starb Kazemi in einem Teheraner Militärkrankenhaus an den Folgen der Schläge, die sie in den Tagen zuvor im Gefängnis erlitten hatte.

Reporter ohne Grenzen vermutet, dass hochrangige iranische Beamte in den Tod verwickelt sind. Sowohl die Teheraner Staatsanwaltschaft als auch Polizei und Geheimdienste hatten Kazemi abwechselnd verhört. Eine Untersuchungskommission hatte zunächst den Chef-Staatsanwalt Said Mortazavi für Kazemis Tod verantwortlich gemacht; später dann den Geheimdienst-Agenten Mohammad Ahmadi. Die Menschenrechtsorganisation befürchtet, dass diese aber nicht verurteilt werden. Vielmehr sieht es so aus, als werde nun irgendein Sündenbock herhalten müssen, um den für das iranische Regime beschämenden Fall zu beenden.

Dennoch hofft Reporter ohne Grenzen (RoG), dass die für den 17. Juli angesetzte Verhandlung die Todesumstände von Kazemi vollständig aufklären wird. Die kanadische RoG-Sektion soll den Prozess beobachten; derzeit wartet sie allerdings noch auf ein Visum für den Iran.

Reporter ohne Grenzen fordert die iranischen Behörden auf, Kazemis Anwälte zu den Prozess-Vorbereitungen zu zulassen – so wie es die iranische Verfassung und die internationalen Standards vorsehen. Außerdem verlangt RoG zum wiederholten Male, dass die sterblichen überreste von Kazemi nach Kanada überführt werden dürfen. Ihr Sohn möchte dort eine unabhängige Autopsie veranlassen.

Die 54-jährige in Kanada lebende Kazemi wurde am 23. Juni 2003 vor dem Evin-Gefängnis nördlich von Teheran festgenommen. Sie fotografierte dort Angehörige von Gefangenen. Während ihrer Haft wurde sie geschlagen und erlag zwei Wochen später den Verletzungen. Die iranischen Behörden hatten zunächst versucht, die Todesursache von Zahra Kazemi zu verschleiern. Am 16. Juli 2003 gestanden sie ein, dass Kazemi geschlagen wurde.

Weitere Informationen:
Reporter ohne Grenzen - Katrin Evers - Presse- und öffentlichkeitsarbeit -
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