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Interaktive Weltkarte mit Pressefreiheits-Ranglisten nach Ländern.

Länder sind farbkodiert von grün (beste) bis rot (schlechteste) basierend auf Pressefreiheits-Scores.

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Die politische und sicherheitspolitische Lage im Tschad ist nach wie vor sehr instabil und stellt ein erhebliches Risiko für Journalist*innen dar. Präsident Mahamat Idriss Déby, offiziell gewählter Präsident seit 2024, hat keine konkreten Zusagen zum Schutz der Pressefreiheit gemacht.

MEDIEN

Seit Beginn des Demokratisierungsprozesses des Tschad im Dezember 1990 ist die Medienlandschaft gewachsen, und die Medien haben eine gewisse Unabhängigkeit erlangt. Staatliche Medien besitzen nicht mehr das Informationsmonopol. Zehn Zeitungen (darunter L'Observateur, N'Djaména Hebdo und Le Pays) erscheinen regelmäßig; in der Hauptstadt N‘Djamena gibt es vier private Fernseh- und landesweit etwa 60 Radiosender. FM/Liberté, ein von Menschenrechtsaktivist*innen gegründeter Radiosender, hat in der Hauptstadt die größte Reichweite, auch weil der Sender über ein Netz von Reporter*innen im ganzen Land verfügt.

POLITIK

Staatliche Medien werden vom Kommunikationsministerium kontrolliert, ihre Chefredakteur*innen werden von der Regierung ernannt. Die Regierung bestimmt auch die meisten Mitglieder der Medienaufsichtsbehörde HAMA. Investigative Recherchen, die hochrangige Regierungsvertreter*innen und deren Umfeld kritisieren, werden nicht toleriert. Der Zugang zu offiziellen Informationen ist nach wie vor sehr schwierig. Die Beziehungen zwischen den privaten Medien und der HAMA haben sich im Laufe der Präsidentschaftswahl 2024 erheblich verschlechtert.

GESETZE

Im Tschad sind die Pressefreiheit und das Recht auf Information gesetzlich verankert. Mit dem Pressegesetz von 2010 wurden Gefängnisstrafen für die meisten Pressedelikte abgeschafft, mit Ausnahme von Verleumdung, die mit bis zu drei Monaten Gefängnis bestraft werden kann. Das 2019 verabschiedete Gesetz über Cyberkriminalität setzt online arbeitende Journalisten willkürlichen Festnahmen und Inhaftierungen aus. Über ein Dutzend Zeitungen wurden 2020 im Rahmen des neuen Pressegesetzes, das Mindestqualifikationen für den Posten eines Chefredakteurs oder einer Chefredakteurin vorschreibt, eingestellt. Das vermeintliche Ziel der Professionalisierung des Sektors könnte so zum Ende vieler unabhängiger Publikationen führen.

WIRTSCHAFT

Vor allem private Medien arbeiten unter prekären Bedingungen: Der Druck von Zeitungen ist sehr teuer und der Anzeigenmarkt begrenzt, sodass einige Zeitungen mit Verlust arbeiten. Obwohl seit 2016 eine jährliche staatliche Presseförderung vorgesehen ist, haben Zeitungen nur zweimal, 2021 und 2024, eine finanzielle Unterstützung erhalten.

GESELLSCHAFT

30 Jahre lang regierte Präsident Idriss Déby Itno sein Land mit eiserner Hand. Seit seinem  Tod im Jahr 2021 haben die Behörden Journalist*innen und Medien aufgefordert, keine Hassreden zu verbreiten und Aufrufen zum Frieden Vorrang einzuräumen, was weithin als eine versteckte Form der Zensur verstanden wurde. Als im Mai 2024, nach der Präsidentschaftswahl, mindestens elf Menschen bei feierlichen Salutschüssen getötet wurden, konnten Medien darüber nicht unabhängig berichten.

SICHERHEIT

Anschläge, sogar Morde, bleiben meist völlig ungestraft, wie die Ermordung des Journalisten Idriss Yaya, seiner Frau und ihres Sohnes im März 2024 sowie des Journalisten Orédjé Narcisse im Oktober 2022 zeigen. Ihre Mörder wurden nie gefasst. Medienschaffende sind bei der Berichterstattung über regierungsfeindliche Proteste mit Gewalt durch die Polizei konfrontiert. Wer aus den Provinzen berichtet, läuft Gefahr, willkürlich verhaftet oder bedroht zu werden. Journalist*innen, die die Sicherheitskräfte oder die Geheimdienste kritisieren, werden häufig zum Verhör vorgeladen. Der Zugang zu den sozialen Netzwerken wurde 2018 und 2019 an 470 aufeinanderfolgenden Tagen blockiert.

Ihr Ansprechpartner


Christopher Resch (er/ihm)
Referent Presse
christopher.resch@reporter-ohne-grenzen.de

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