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Ukraine

Rangliste der Pressefreiheit — Platz 79 von 180
Ukraine 24.10.2023

Ukrainische Kriegsreporterin vermisst

Die Journalistin Viktoria Roschtschyna verschwand auf einer Dienstreise in die russisch besetzte Ostukraine. © Instagram
Vermisst: Kriegsreporterin Viktoria Roschtschyna verschwand auf einer Reportagereise in die russisch besetzten Gebiete der Ukraine. © Instagram

Sie wollte über das Leben unter russischer Besatzung berichten: Die ukrainische Journalistin Viktoria Roschtschyna ist auf einer Reportagereise in die russisch besetzten Gebiete der Ostukraine verschwunden. Seit Anfang August fehlt jegliches Lebenszeichen von ihr.

„Wir machen uns große Sorgen um die Sicherheit dieser mutigen und unerschrockenen Journalistin“, sagt Katja Gloger, Sprecherin des Vorstands von Reporter ohne Grenzen (RSF).  „Ukrainische Medienschaffende werden in den von Russland besetzten Gebieten bedroht, verschleppt und misshandelt. Die ukrainischen Behörden müssen alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um die Journalistin zu finden. Wir fordern Russland auf, alles zu tun, um über den Verbleib von Viktoria Roschtschyna aufzuklären. Falls sie in russischer Gefangenschaft ist, muss sie umgehend freigelassen werden.“

Die Reporterin war am 27. Juli nach Polen aufgebrochen, um von dort nach Russland und weiter in die besetzten Gebiete in der Ostukraine zu reisen. Für die Anreise plante sie insgesamt drei Tage ein. Am 3. August meldete sich Roschtschyna zum letzten Mal telefonisch bei ihrer Schwester und berichtete von mehreren überstandenen Grenzkontrollen. Zu ihrem genauen Aufenthaltsort machte die 26-Jährige keine Angaben. Danach verliert sich die Spur der Journalistin.

Mehr als zwei Monate ohne Lebenszeichen

Roschtschynas Familie meldete ihr Verschwinden am 12. August. Außerdem reichte sie am 21. September eine Vermisstenanzeige beim ukrainischen Inlandsgeheimdienst SBU, dem Ministerium für die Reintegration der vorübergehend besetzten Gebiete der Ukraine und dem zuständigen ukrainischen Ombudsmann ein. Der SBU teilte der Familie mit, Viktoria Roschtschyna sei möglicherweise von russischen Besatzungstruppen entführt worden. Am 4. Oktober informierten die International Women‘s Media Foundation (IWMF),  die US-amerikanische Nachrichtenseite The Daily Beast und die Onlinezeitung Ukrainska Pravda über das Verschwinden der Reporterin.

Viktoria Roschtschyna berichtet seit dem russischen Großangriff im Februar 2022 als freiberufliche Journalistin über den Krieg. Ihre Texte erschienen in ukrainischen Medien wie der Onlinezeitung Ukrainska Pravda und den Nachrichtenseiten Nowosti Donbassa und Censor.net. Außerdem arbeitete sie für den ukrainischen Dienst des US-finanzierten Senders Radio Free Europe / Radio Liberty (RFE/RL) und den ukrainischen Sender Hromadske.

Journalistin unter russischem Beschuss

Bereits Anfang März 2022 wurde sie in der besetzten südostukrainischen Stadt Berdjansk zehn Tage lang von russischen Truppen festgehalten. Als Bedingung für ihre Freilassung am 22. März 2022 musste die Reporterin ein Video aufzunehmen. In diesem erklärt sie, offensichtlich unter Zwang stehend, dass sie „russischen Diensten“ nichts vorzuwerfen habe und diese angeblich ihr Leben gerettet hätten. Eine Woche vor der Festnahme hatten russische Soldaten das Auto von Viktoria Roschtschyna in Saporischschja in der Südostukraine beschossen. Im November 2022 wurde die Journalistin mit dem Preis für Mut im Journalismus der International Women's Media Foundation (IWMF) ausgezeichnet.

Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht die Ukraine auf Platz 79 von 180 Ländern. Russland belegt Rang 164.



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