Guinea-Bissau

Die Zensur ist sicher – der Putsch ist es nicht

Die Zensur ist sicher – der Putsch ist es nicht
© picture alliance / Anadolu / AA Video
Denis N’Canha, Sprecher des Militärkommandos, verkündet am 26. November 2025 die Machtübernahme des Militärs (Video-Still).

Für den 27. November erwarteten die Menschen in Guinea-Bissau die Ergebnisse der Präsidentschafts- und Parlamentswahlen – doch es kam anders: Am Tag zuvor gab das Militärkommando bekannt, dass es die Kontrolle über das westafrikanische Land übernimmt. Zudem seien alle Aktivitäten sämtlicher Medien bis auf Weiteres ausgesetzt. Reporter ohne Grenzen (RSF) verurteilt diesen Akt der Zensur als eine schwerwiegende Verletzung des Rechts auf Information.

Besonders in Zeiten politischer Krisen muss die Bevölkerung sich umfassend und möglichst unabhängig über das informieren können, was im Land vor sich geht. Aus Sicht von RSF ist die Medienblockade ein Akt der Zensur, der Raum für Gerüchte und Desinformation lässt. 

Kurz bevor sie den mutmaßlichen Militärputsch verkündeten, unterbrachen Soldaten gewaltsam die Sendungen des weithin beliebten Senders Radio Sol Mansi. Anschließend kündigte der Sprecher des militärischen Präsidialamtes, Denis N’Canha, an, „alle sozialen Kommunikationsorgane” seien bis auf Weiteres auszusetzen. Die Ansprache an die Nation wurde im Televisão da Guiné-Bissau ausgestrahlt. 

Der seit 2020 regierende frühere General Embaló sei damit abgesetzt – auch wenn die genauen Hintergründe des mutmaßlichen Putsches zunächst unklar blieben. Der Staatsstreich rieche vielmehr „nach einer Operation Machterhalt“, kommentierte die taz. Embaló hatte in der Vergangenheit bereits mehrfach von Putschversuchen gegen sich gesprochen, zuletzt im Oktober. Seine Amtszeit ist seit Monaten abgelaufen. Kritiker werfen ihm vor, Oppositionelle, Journalist*innen und Menschenrechtler*innen zu unterdrücken.

Am 15. August mussten drei international tätige portugiesische öffentlich-rechtliche Medien – der Radiosender RTP Africa, der Fernsehsender RDP und die Presseagentur Agência Lusa – den Betrieb in Guinea-Bissau einstellen. Die damals amtierenden Behörden gaben keine Gründe an, forderten jedoch sämtliche Korrespondent*innen auf, binnen weniger Tage das Land zu verlassen. RSF kommentierte damals, es sei ein ernster Schlag gegen die Medienvielfalt im Land.

Dass die Soldaten zeitgleich mit diesem Putsch, ob inszeniert oder nicht, eine totale Medienblockade verkündeten, lässt für die Zukunft des Landes nichts Positives erwarten. Schon in den vergangenen Jahren hatte sich die Sicherheit von Medienschaffenden dramatisch verschlechtert.

Auf der Rangliste der Pressefreiheit 2025 steht Guinea-Bissau auf Platz 110 von 180 Ländern. 

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