Am vergangenen Montag saß ich mit Mohammed Abed, einem mehrfach ausgezeichneten AFP-Fotojournalisten aus Gaza, beim Mittagessen. Wir hatten Mohammed eingeladen, um über seine Arbeit und den Dokumentarfilm „Inside Gaza“ zu sprechen, der ihn und seine AFP-Kolleg*innen in den ersten Monaten nach dem 7. Oktober 2023 begleitet hat. Nach dem Essen ließ ich, typisch deutsch, die Bemerkung fallen, dass ich natürlich die Rechnung übernehmen werde. Mohammed schaute mich an und sagte: „Weißt du, ich bin diesem Krieg entkommen. Was bedeutet schon Geld.“
Mohammed Abeds Neffe und seine Tante haben nicht überlebt. Auch fast 220 Journalist*innen wurden bei Angriffen der israelischen Armee getötet, 65 von ihnen im Zusammenhang mit ihrer Arbeit. Einige wurden sogar gezielt getötet – auch weil die israelische Armee sie in die Nähe der Hamas rückt.
Für uns bei Reporter ohne Grenzen sind hier zwei Dinge zentral: Wenn eine Journalistin oder ein Reporter zu den Waffen greift, gilt die Person völkerrechtlich als Kombattant*in; wir sehen sie damit auch nicht mehr unter unserem Schutz. Doch häufig werden Journalisten pauschal als Terroristen verunglimpft. Hier müssen wir einhaken und so sorgfältig hinschauen, wie es nur geht, denn: Auf der Grundlage solcher Kategorisierungen werden Menschen getötet. Solange die Belege der israelischen Armee, einer aktiven Kriegspartei, nicht eindeutig und unabhängig nachprüfbar sind, stellen wir sie infrage. Das gilt selbstverständlich nicht nur für die israelische Armee, sondern dieses Vorgehen ergibt sich aus unserem Mandat, das uns seit über 30 Jahren in unserer weltweiten Arbeit zum Schutz von Journalist*innen anleitet und zu größter Sorgfalt verpflichtet.
Wir haben mit Mohammed Abed, dem Fotojournalisten aus Gaza, nicht nur zwei Filmvorführungen mit anschließenden intensiven Gesprächen veranstaltet. Wir haben ihn auch zum Interview gebeten – Sie können sich mein Gespräch mit ihm hier anschauen.
Ich persönlich spreche für RSF seit über zwei Jahren öffentlich zur Situation der Journalist*innen in Gaza und Israel. Eine Sache liegt mir über dieses Thema hinaus am Herzen: Unser aller Grundrecht auf Information wird eingeschränkt, wenn Journalist*innen und Medien angegriffen werden. Wir können und wir sollen unterschiedlicher Meinung sein – aber lassen Sie uns im Gespräch bleiben. Lassen Sie uns für den Schutz der Pressefreiheit kämpfen, weltweit. Und am besten gemeinsam.
