Deyda Hydara Stipendium

Ein besonderes Stipendienprogramm für akut gefährdete Journalist*innen wurde im November 2023 ins Leben gerufen: Das Deyda Hydara Stipendium, benannt nach dem 2004 in Gambia ermordeten Journalisten und RSF-Korrespondenten.

Reporter ohne Grenzen verstetigt hiermit unser Schutzprogramm für Medienschaffende, die aufgrund besonderer Bedrohungslagen weder in ihrem Heimatland noch in der Region sicher sind und temporären Schutz benötigen. In den vergangenen Jahren wird dies leider aufgrund weltweit steigender Repressalien und multipler Krisen zunehmend notwendig. 

In Kooperation mit Schutzprogrammen wie The European Union Temporary Relocation Platform (EUTRP), einer Initiative der European Commission, sowie der deutschen Elisabeth-Selbert-Initiative des ifa – Institut für Auslandsbeziehungen, hat RSF in der Vergangenheit bereits mehrfach höchst gefährdeten Journalist*innen so die Möglichkeit eines Schutzaufenthalts in Berlin eröffnen können. Während des sechsmonatigen Stipendiums können sie sich in Sicherheit neu orientieren, ihre weitere Arbeit und Sicherheitslage evaluieren, Sicherheitstrainings und -beratungen nutzen sowie Unterstützung im Umgang mit traumatischen Erfahrungen erhalten. 

Hintergrund

Der Journalist Deyda Hydara war in Gambia Herausgeber der unabhängigen Zeitung The Point sowie Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP und von RSF. Für seine Zeitung hatte Hydara eine beliebte Kolumne unter dem Titel „Good morning Mr. President“ geschrieben, in welcher er den Präsidenten und seine Politik regelmäßig kritisierte. Aufgrund dieser öffentlichen Kritik wurde er fortwährend bedroht. Der 58-Jährige Vater von vier Kindern wurde am 16. Dezember 2004 auf offener Straße erschossen. Kurz zuvor hatte er die neuen, äußerst repressiven Pressegesetze in der damaligen Diktatur von Präsident Yahya Jammeh scharf kritisiert.

Baba Hydara, der Sohn des ermordeten Journalisten, zeigte sich bewegt von der Idee, Medienschaffende aus aller Welt mit einem Programm zu unterstützen, das die Erinnerung an seinen Vater wach hält: “Meine Mutter, meine Schwestern und meine Brüder, wir alle sind begeistert von dem Vorschlag, das Stipendienprogramm nach meinem Vater zu benennen. Die Arbeit von RSF trägt viel dazu bei, dass sich Journalisten*innen und ihre Familien auf der ganzen Welt unterstützt und wertgeschätzt fühlen, während sie die zuweilen schwierige und gefährliche Arbeit leisten. Unser Vater hat jahrzehntelang für RSF gearbeitet und seine Zeit und Energie der Verbreitung des Journalismus und der freien Presse in Westafrika gewidmet.  Während seiner gesamten Laufbahn half er jungen aufstrebenden Journalist*innen in Gambia, indem er sie ermutigte, unterstützte und ihre eigenen Karrieren förderte. Wir sind stolz und fühlen uns durch diese großartige Geste sehr geehrt.

Das Deyda Hydara Stipendium ersetzt ab 2023 das von RSF bereits seit 2016 in Ausnahmefällen vergebene “Nothilfe-Stipendium”. Eine Nominierung erfolgt durch die RSF-Regionalprogramme; eine direkte Bewerbung ist nicht möglich.

Weitere Informationen:

Urteil nach Mord an RSF-Korrespondent

30.11.2023, Pressemitteilung


Der Mord an Deyda Hydara

16.05.2005, Pressemitteilung