Hongkong

Visum verweigert: Journalistin muss ausreisen

Visum verweigert: Journalistin muss ausreisen
© picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Vernon Yuen
Journalisten warten im Dezember 2023 vor dem Gerichtsgebäude in Hongkong, in dem der Prozess gegen den britischen Verleger Jimmy Lai verhandelt wird.

Die Behörden in Hongkong haben erneut einer Journalistin ein Visum verweigert. Laut Verein der Auslandskorrespondenten muss die britische Bloomberg-Reporterin Rebecca Choong Wilkins nach sechs Jahren die Stadt verlassen. Demnach wurde die Verlängerung ihres Visums ohne Grund abgelehnt. Choong Wilkins ist kein Einzelfall: Nach Zählung von Reporter ohne Grenzen (RSF) haben die Behörden seit Inkrafttreten eines Sicherheitsgesetzes 2020 mindestens zehn Journalistinnen und Journalisten ein Visum oder die Einreise verweigert.

Choong Wilkins berichtete über Politik- und Wirtschaftsthemen. Sie ist im achten Monat schwanger. Auf der Plattform X schrieb die Journalistin, sie sei sehr traurig, „meine Kollegen, Freunde und den Ort, den ich mein Zuhause genannt habe, zu verlassen.“ RSF hat sich an die Einwanderungsbehörde in Hongkong gewandt, doch bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung keine Antwort erhalten. 

In der chinesischen Sonderverwaltungszone stehen zunehmend auch ausländische Medienschaffende im Visier. RSF dokumentiert die Fälle von Medienschaffenden, die seit 2020 ausgewiesen wurden: 

·         Chris Buckley, New York Times: Visum verweigert, nachdem er aus China ausgewiesen wurde (2020) 

·         Aaron McNicholas, Hong Kong Free Press: Visum ohne Angabe von Gründen verweigert (2020)

·         Sue-Lin Wong, The Economist: Visumsverlängerung ohne Angabe von Gründen abgelehnt (2021) 

·         Michiko Kiseki, freie Fotojournalistin: festgehalten, befragt und ausgewiesen (2022)

·         Yoshiaki Ogawa, freier Journalist: festgehalten, befragt und ausgewiesen (2023)

·         Matthew Connors, freier Fotojournalist: Einreise verweigert (2023)

·         Haze Fan, Bloomberg: Visum ohne Angabe von Gründen abgelehnt (2024)

·         Louise Delmotte, Associated Press: Visum ohne Angabe von Gründen abgelehnt (2024) 

·         US-Journalist, der anonym bleiben möchte: Visum ohne Angabe von Gründen abgelehnt (2024)

·         Rebecca Choong Wilkins, Bloomberg: Visumsverlängerung ohne Angabe von Gründen abgelehnt (2025)

Neben Medienschaffenden stehen auch Aktivistinnen und Aktivisten unter Druck. Im April 2024 haben die Behörden eine RSF-Mitarbeiterin nach Ankunft am Flughafen sechs Stunden lang festgehalten, durchsucht, verhört und schließlich ausgewiesen. Sie war nach Hongkong gereist, um den Prozess gegen den inhaftierten Verleger Jimmy Lai zu beobachten. Im September 2024 wurde der stellvertretende Geschäftsführer der Tibet-Initiative Deutschland an der Einreise nach Hongkong gehindert

Hongkong war einst eine Bastion der Pressefreiheit. Doch die Arbeitsbedingungen für Journalistinnen und Journalisten haben sich deutlich verschlechtert. Seit das Sicherheitsgesetz 2020 in Kraft getreten ist, haben die Behörden mit diesem und weiteren Gesetzen mindestens 28 Medienschaffende verfolgt. Acht von ihnen sind immer noch in Haft. Die Behörden ließen die Zeitung Apple Daily und die Nachrichtenseite Stand News schließen, auch einige kleinere Medien haben aus Angst um ihre Sicherheit die Arbeit eingestellt. Aus dem Exil etwa in Großbritannien und Taiwan informieren Medienschaffende weiter.

Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Hongkong auf Platz 140 von 180 Staaten.