Ägypten

Nach fast zehn Jahren: Alaa Abdel Fattah ist frei

Nach fast zehn Jahren: Alaa Abdel Fattah ist frei
© picture alliance / Matrix Images / Khaled Elfiqi
Alaa Abdel Fattah nach seiner Freilassung in Kairo.

Nach fast einem Jahrzehnt im Gefängnis ist der britisch-ägyptische Blogger und Schriftsteller Alaa Abdel Fattah endlich aus der Haft in Ägypten entlassen worden. Reporter ohne Grenzen (RSF) begrüßt seine Freilassung und hofft, dass die weit verbreitete Repression und Unterdrückung unabhängiger Medien in Ägypten damit ein Ende finden.

„Wir sind zutiefst erleichtert, dass Alaa Abdel Fattah endlich frei ist. Er hätte niemals ins Gefängnis kommen dürfen“, sagte RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus. „Doch während wir uns über seine Freiheit freuen, denken wir auch an die 19 anderen Journalistinnen und Journalisten, die noch immer in Ägypten inhaftiert sind. Auch sie müssen unverzüglich freigelassen werden. Journalismus ist kein Verbrechen.“

Alaa Abdel Fattah kam am Abend des 22. September aus dem Gefängnis in Kairo frei, er wurde von seiner Mutter Laila Soueif und seiner Schwester Sanaa Seif empfangen. Zuvor hatte ihn der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi begnadigt. Zunächst war unklar, ob er nach England reisen konnte, wo sein Sohn lebt.

Alaa Abdel Fattah hatte fast sechs Jahre ununterbrochen im Gefängnis verbracht, nachdem er einen Facebook-Beitrag über Folter in ägyptischen Gefängnissen geteilt hatte. Zuvor war er mehr als vier Jahre im in Haft, weil er gegen die Unterdrückung der Medien durch die ägyptischen Behörden protestiert hatte. Erst im Sommer 2025 hatten UN-Expertinnen und -Experten Alaa Abdel Fattahs Haft für rechtswidrig erklärt.

Jahrelange Bemühungen um Freilassung

Seine Begnadigung und Freilassung sind das Ergebnis jahrelanger intensiver Kampagnenarbeit. RSF hat sich gemeinsam mit der Familie und einer Reihe anderer Organisationen intensiv für Alaa Abdel Fattah eingesetzt. Auch Nobelpreisträger, Schriftstellerinnen und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens aus aller Welt haben wiederholt die Freilassung des Bloggers und Menschenrechtsaktivisten gefordert. Sowohl er als auch seine Mutter Laila Soueif waren lange im Hungerstreik. Soueif war Anfang dieses Jahres nach 287 Tagen ohne Nahrung dem Tod nahe.

Der Präsident der ägyptischen Journalistenvereinigung, Khaled al-Balshy, begrüßte die Freilassung. Zugleich forderte er den Präsidenten auf, auch Mohamed Radwan zu begnadigen. Der unter dem Namen „Oxygen“ bekannte Blogger und Preisträger der RSF Press Freedom Awards von 2023 wurde ebenfalls im September 2019 inhaftiert. RSF hat wiederholt seine sofortige und bedingungslose Freilassung gefordert.

Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Ägypten auf Platz 170 von 180 Ländern und Territorien. In dem von Präsident al-Sisi autoritär regierten Land kommt es immer wieder zu Zensur, Polizeirazzien, Verhaftungen, Schließungen von Redaktionen, Scheinprozessen, Verschleppungen und willkürlichen Inhaftierungen.