Propaganda-Monitor

Strategien russischer Desinformation

Strategien russischer Desinformation
© RSF
Reporter ohne Grenzen veröffentlicht die erste gebündelte Ausgabe des Propaganda-Monitors.

Reporter ohne Grenzen (RSF) veröffentlicht die erste gebündelte Ausgabe des Propaganda-Monitors: Mit diesem Projekt deckt RSF weltweite Desinformationsstrategien auf - zunächst mit Fokus auf Russland. Staatspropaganda und Medienkontrolle dienen innenpolitischer Legitimation wie außenpolitischer Einflussnahme. Diese Übersicht fasst die wichtigsten Punkte des Berichts zusammen.

1. Systematische Unterdrückung von unabhängigem Journalismus

Eine Auswertung von RSF und der russischen Menschenrechtsorganisation OVD-Info zeigt: Ein Drittel der 2025 als „ausländische Agenten“ gelisteten Personen sind Medienschaffende. Das Gesetz wird seit Jahren genutzt, um Medienschaffende und Redaktionen juristisch anzugehen, sie gesellschaftlich zu ächten und deren Berichterstattung einzuschränken. Dieses Label ist nicht das einzige, das genutzt wird, um Pressefreiheit anzugreifen: Seit August 2025 steht RSF zusammen mit etwa 20 anderen Medienorganisationen auf der Liste „unerwünschter Organisationen“. Die Aktivitäten von und die Zusammenarbeit mit „unerwünschten Organisationen“ sind in Russland verboten.

Diejenigen Medienschaffenden, die sich von solchen juristischen Strategien nicht einschüchtern lassen, werden bedroht, inhaftiert oder sogar ermordet. Auch im Exil sind Journalistinnen und Journalisten nicht sicher und werden gewaltsam verfolgt. Zudem hat sich die Lage seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine im Februar 2022 verschärft und verändert: 48 Medienschaffende sitzen zurzeit in Russland im Gefängnis. Davon sind 26, also über die Hälfte, aus der Ukraine.

2. Mit Desinformation die Narrative fluten

Das massenhafte Streuen von Falschinformationen wird durch neue Methoden immer schwerer erkennbar. Die neueste Strategie des Kremls zur Manipulation von öffentlicher Meinung ist der Aufbau von angeblichen Faktencheck-Plattformen, die täuschende Ähnlichkeiten zu glaubwürdigen journalistischen Medien aufweisen. Ein Beispiel ist das sogenannte Global Factchecking Network, das von kremlnahen Akteuren gegründet und betrieben wird.

Seit Beginn des Angriffskriegs verschärft der Kreml die Informationskontrolle: Die Medienaufsichtsbehörde Roskomnadsor schreibt vor, welche Begriffe Medien verwenden dürfen, und erlaubt nur Meldungen aus „offiziellen russischen Quellen.“. Zugleich entstehen staatlich gelenkte Ausbildungsprogramme, die Kriegsberichterstattende für die besetzten Gebiete vorbereiten.

3. Ausgeklügelte digitale Infrastrukturen für Desinformation

Automatisierte Tools wie Bots, Trolle und Chatbots verzerren das öffentliche Meinungsbild und attackieren Kritikerinnen und Kritiker, um prorussische Narrative im digitalen Raum zu stärken. Hinzu kommen Marionetten-Akteure wie das Medienunternehmen des verstorbenen Wagner-Chefs Jevgeni Prigoschin sowie sogenannte Internetsoldaten, die Propaganda über Fake-Accounts und Pseudo-Nachrichtenseiten verbreiten. Mithilfe gezielter Suchmaschinen-Strategien werden polarisierende Inhalte inflationär verbreitet. Auch Deepfakes kommen zum Einsatz - RSF war bereits Ziel solcher Täuschungen, mit denen im Namen von RSF Falschinformationen über Pressefreiheit verbreiten werden sollten.

4. Internationale Einflussnahme

Russische Propaganda wird auch dadurch immer globaler, dass externe Akteure Desinformationen weltweit verbreiten und verstärken Ausländische Akteure – ob direkt vom Kreml gesteuert oder nicht­­. Staatsmedien wie RT umgehen erfolgreich Sanktionen in Europa und dehnen gleichzeitig ihre Reichweite, etwa in Afrika, Nahost und Lateinamerika, aus. Auch in China erreichen russische Staatsmedien mit negativer Berichterstattung über die Ukraine und den Westen Millionen von Nutzerinnen und Nutzern auf der Social-Media-Plattform Weibo.

5. Ansätze zum Kontern von Propaganda

Unabhängige Exilmedien aus Russland und Belarus spielen im Kampf gegen Desinformation eine entscheidende Rolle. Auch wenn Faktencheck-Initiativen zunehmend von russischen Kräften angegriffen werden, bleiben Projekte wie Detector Media, StopFake und Africa Check ein wirksames Mittel, um Propaganda zu entlarven. Um Exil-Journalismus zu fördern und zu stärken, hat RSF den JX Fund inititiiert, der mittlerweile 94 Exilmedien fördern konnte. RSF hat zudem Initiativen wie die Journalism Trust Initiative (JTI), Collateral Freedom, das Swoboda-Satellitenpaket oder die Uncensored Library entwickelt und stärkt so Zugang zu unabhängigen Informationen und digitaler Sicherheit. Zudem verfolgt RSF Personen, die für Propaganda verantwortlich sind, juristisch.

Der vollständige Propaganda-Monitor ist online auf Englisch und Französisch verfügbar.