Die Repression gegen Journalistinnen und Journalisten im Jemen eskaliert: Der Journalist Mozahim Bajaber sitzt seit mehr als zwei Wochen unrechtmäßig in Haft. In den letzten Wochen wurden im von Huthis kontrollierten Norden zahlreiche Medienschaffende verschleppt. Reporter ohne Grenzen (RSF) warnt vor einer systematischen Einschüchterung unabhängiger Stimmen.
„Die Verhaftungen von Medienschaffenden im Jemen sind alarmierend. Acht Reporter sind Geiseln der Huthi-Rebellen, und Mozahim Bajaber wird von der international anerkannten Regierung unrechtmäßig festgehalten“, sagt RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus. „Beide Konfliktparteien missbrauchen das Rechtssystem zur Unterdrückung unabhängiger Stimmen. Wir fordern, alle inhaftierten Reporterinnen und Reporter sofort freizulassen. Journalismus ist kein Verbrechen.“
Am 18. Juni hatte die Staatsanwaltschaft des Gouvernements Hadramout, das unter der Kontrolle der Regierung in Aden steht, Haftbefehle gegen die Reporter Sabri Ben Makhashen und Mozahim Bajaber aufgrund ihrer Beiträge in sozialen Medien erlassen. Bajaber, der die Nachrichtenseite Al Ahqaf Media leitet, hatte von seinem privaten Facebook-Account Korruptionsvorwürfe gegen die Regierung der Provinz Hadramaut erhoben. Er wurde noch am selben Tag festgenommen. Das Innenministerium ordnete an, den Journalisten freizulassen, denn die Staatsanwaltschaft sei für Beschwerden im Zusammenhang mit der Presse nicht zuständig. Doch der Gouverneur der Provinz weigert sich, dieser Anordnung nachzukommen. Seine Regierung – die vor allem den Süden des Landes kontrolliert – wird im Unterschied zur Huthi-Regierung von der internationalen Gemeinschaft anerkannt.
Einen Monat zuvor hatten die Huthi-Rebellen eine der größten Razzien gegen Medien in den von ihnen kontrollierten Gebieten durchgeführt. Nach Informationen von RSF wurden dabei am 22. Mai 2025 sieben Medienschaffende aus ihren Häusern entführt und in Gefangenenlager der Huthi gebracht. Betroffen sind Hassan Zeyad, Abdel Jabbar Zeyad, Waleed Ali Ghaleb, Abdulmajid al-Zailai, Haitham Dawood al-Raymi, Abdulaziz al-Nawm und Asim Mohammed.
Im September 2024 wurde der freie Journalist Mohamad al-Mayahi aus seinem Haus entführt und unter schlechten Bedingungen festgehalten. Am 24. Mai verurteilte ihn ein Huthi-Gericht zu eineinhalb Jahren Haft. Ihm wurde vorgeworfen, mit seiner Berichterstattung der Sicherheit und Wirtschaft des Landes zu schaden. Außerdem musste er eine Erklärung unterschreiben, in der er versprach, seine journalistische Arbeit aufzugeben – sonst droht ihm eine Geldstrafe von fünf Millionen Rial (rund 8000 Euro).
Die Huthi-Rebellen kontrollieren den Norden des Landes und stehen mit der Regierung des Südens im Kriegszustand.
Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht der Jemen auf Platz 154 von 180 Staaten.
