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Israel

Rangliste der Pressefreiheit — Platz 97 von 180
Gewalt gegen Medienschaffende 28.12.2023

So zählt RSF getötete Medienschaffende

Grafik zu getöteten Journalist*innen in 2023. Es wurden 41 Journalist*innen, 2 Bürgerjournalist*innen und 2 Medienmitarbeitenden getötet.
© RSF

Wie hat RSF berechnet, dass seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der Hamas bis zum 22. Dezember mindestens 18 Medienschaffende bei ihrer Arbeit getötet wurden? Gerade im Hinblick auf die schrecklichen Nachrichten aus den palästinensischen Gebieten kam in den vergangenen Tagen häufiger die Frage auf uns zu, warum wir in unserem Barometer nicht von einer viel höheren Zahl getöteter Journalisten und Journalistinnen ausgehen. Denn zu unserer Statistik werden keine Fälle gezählt, in denen Medienschaffende unter Umständen ums Leben kommen, die nichts mit ihrer Arbeit zu tun haben – oder wenn die Umstände des Todes unbekannt bleiben.

"Die Strenge der Methodik ist unsere Stärke: Unsere Entscheidungen basieren immer auf sorgfältig gesammelten Indizien und Beweisen. Denn nicht jeder Journalist, der tragisch ums Leben kommt, wird in seiner Rolle als Reporter getötet“, sagt Christian Mihr, Geschäftsführer von RSF. Denn auch den getöteten Medienschaffenden könne durch Forderungen, die auf einer ungenügenden Recherche basieren, keine Gerechtigkeit widerfahren.

Seit 1995 stützt sich unser Jahresbericht über Gewalt gegen Medienschaffende auf Daten, die von RSF aus der ganzen Welt zusammengetragen werden. Sie ermöglichen es uns, mit Gewissheit oder hoher Wahrscheinlichkeit zu bestätigen, dass der Tod, die Verhaftung, die Entführung oder das Verschwinden von Reporterinnen oder Reportern eine direkte Folge ihrer journalistischen Tätigkeit war. Konkret heißt das, dass wir bei all unseren Zahlen Beweise dafür haben, dass die Person journalistisch arbeitete, als sie Opfer von Misshandlung wurde – oder dass sie nur deshalb zur Zielscheibe wurde, weil sie sich im Rahmen ihres Berufs kritisch äußerte. 

Die Zahlen, die wir verwenden, sammeln wir mit Hilfe unseres Korrespondenten-Netzwerks in der ganzen Welt. Welche Fälle landen also in unserem Barometer auf der RSF-Homepage und in unserer Jahresbilanz der Pressefreiheit, die zuletzt Mitte Dezember veröffentlicht wurde? Darin erfassen wir Fälle, zu denen wir ausreichende Beweise recherchieren konnten und bei denen wir zu dem Schluss kamen, dass Medienschaffende getötet oder inhaftiert wurden, weil sie journalistisch tätig waren – und zwar im Rahmen ihrer Arbeit oder aufgrund ihrer Arbeit.

Im aktuellen Gaza-Konflikt konnte RSF mit hinreichender Gewissheit feststellen, dass bis zum 22. Dezember mindestens 18 Journalistinnen und Journalisten getötet wurden, weil sie Medienschaffende waren. 14 davon im Gazastreifen, drei im Libanon und einer in Israel. Wir werden weiterhin unermüdlich ermitteln, um die Umstände des Todes jedes einzelnen Opfers zu klären. Spuren, denen wir bei unseren Ermittlungen nachgehen: Wurde beispielsweise das Haus einer Reporterin angegriffen? Arbeitete sie zu der Zeit ihres Todes? Wurde sie kurz nach der Veröffentlichung eines kritischen Artikels eher im Rahmen einer investigativen Recherche angegriffen? Wie unschwer nachzuvollziehen ist, sind diese Nachforschungen komplex und brauchen Zeit.

Was den aktuellen Konflikt rund um den Gazastreifen betrifft, hat RSF überdies auch über die Gesamtzahl der getöteten Journalistinnen und Journalisten berichtet, deren Todesumstände noch nicht abschließend beurteilt werden konnten. Nach unseren Informationen waren es am 22. Dezember 71 Opfer, 64 im Gazastreifen, vier in Israel und drei im Libanon.

Doch warum arbeiten wir überhaupt an statistischen Erhebungen? Die Faktenlage unterstützt unsere öffentliche und institutionelle Lobbyarbeit, die Straflosigkeit von Gewaltverbrechen gegen Medienschaffende bekämpft. Im Rahmen unserer Advocacy-Arbeit haben wir nach dem Hamas-Anschlag vom 7. Oktober beim Internationalen Strafgerichtshof zwei Strafanzeigen wegen Kriegsverbrechen gegen Journalistinnen und Journalisten in Gaza eingereicht, zunächst am 31. Oktober, die zweite dann am 22. Dezember.

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