The Truth Wins

Wir danken der Agentur DDB Berlin für die Umsetzung.

Lottozahlen gegen Zensur 

Anlässlich des Welttages gegen die Internetzensur 2022 (12. März) wird die Kampagne „The Truth Wins“ für alle zugängliche nationale Losnummern in einen Zugangscode für unabhängigen Journalismus verwandeln und den Adressatinnen und Adressanten die Möglichkeit bieten, staatliche Zensur zu umgehen. 

Indem die neuesten Lottozahlen in die Twitter-Konten und Inhalte der Kampagne eingebettet und regelmäßig aktualisieren werden, können wir der Zensur immer einen Schritt voraus sein. Nutzerinnen und Nutzer geben einfach die neuesten Lottozahlen in die Twitter-Suchleiste ein, und schon erscheinen „The Truth Wins“-Konten mit unabhängigen Nachrichten, zensierten Nachrichtenartikeln und Augenzeugenberichten von führenden Medienschaffenden, die zur Zielscheibe ihrer Regierungen wurden. Darunter sind prominente Medienschaffende wie Can Dündar (Türkei) und Patrícia Campos Mello (Brasilien) sowie Denis Schedow von der Menschenrechtsorganisation OVD-Info (Russland), die eine Info-Webseite betreibt.

Zensur in Russland, Türkei und Brasilien 

Nicht nur in Russland passt ein repressives Regime seine Medienzensur an das digitale Zeitalter an. Auch die Türkei hat sich zu einem weltweiten Vorreiter in Sachen Internetzensur entwickelt; sie blockiert jedes Jahr Tausende von Nachrichtenartikeln und verfolgt Medienschaffende sowie Bürgerinnen und Bürger wegen ihrer Beiträge in den sozialen Medien. Und auch in Brasilien versucht Präsident Bolsonaro kritische Journalistinnen und Journalisten sowie Medien durch systematische Schikanen zum Schweigen zu bringen. Mit der neuen Kampagne will RSF das Bewusstsein für die katastrophalen Auswirkungen der Zensur von Online-Medien schärfen und globale Online-Plattformen dazu aufrufen, sich gemäß ihrer unternehmerischen Verantwortung für die Wahrung der Menschenrechte der staatlichen Zensur zu widersetzen.

Russland

Denis Schedow arbeitet für die russische Menschenrechtsorganisation OVD-Info, die eine Info-Webseite betreibt.

Wie sehr die Kontrolle über den Zugang zu Informationen in sozialen Netzwerken und Online-Medien zum Schauplatz aktueller Konflikte geworden ist, zeigt sich in Russlands Krieg gegen die Ukraine in besonderer Schärfe.

Mit drakonischen Gesetzen, der Sperrung von Webseiten, der Einschränkung des Internets und der Unterdrückung führender Nachrichtensender hat der Druck auf unabhängige Medien in den letzten zehn Jahren stetig zugenommen. Da die großen Fernsehsender ihr Publikum weiterhin mit Propaganda überfluten, ist das Klima für diejenigen, die den neuen patriotischen und neokonservativen Diskurs in Frage stellen, äußerst bedrohlich geworden. Journalistinnen und Blogger werden aufgrund von schwammig formulierten und diskriminierenden Gesetzen inhaftiert.

Der Kreml scheint fest entschlossen, das Internet kontrollieren zu wollen – ein Ziel, das er als Schaffung eines „souveränen Internets“ bezeichnet. Medienschaffende werden als „ausländische Agentinnen und Agenten“ gebrandmarkt, eine diffamierende Bezeichnung, die bereits für eine Reihe von Medienunternehmen und führende NGOs für Medienfreiheit verwendet wurde. Die (2014 von Russland annektierte) Krim und Tschetschenien sind zu „schwarzen Löchern“ geworden, aus denen kaum noch Nachrichten oder Informationen nach außen dringen. Morde an Medienschaffenden und tätliche Angriffe auf sie bleiben weiterhin ungestraft; in zahlreichen Fällen wurden Reporterinnen und Journalisten unter frei erfundenen Anschuldigungen verhaftet. Die Webseite der Menschenrechtsorganisation OVD Info, die Teil dieser Kampagne ist, wurde im Dezember 2021 gesperrt. „Journalistinnen und Journalisten in Russland sind strafrechtlicher Verfolgung, Schikanen, Drohungen und körperlichen Angriffen ausgesetzt. Viele mussten das Land verlassen und ins Exil gehen", so Denis Schedow, Anwalt, Datenanalyst und Menschenrechtsaktivist, der für OVD Info arbeitet. Klicken Sie hier, um den russischen Twitter-Kanal aufzurufen.

Einen Überblick über vertrauenswürdige unabhängige Informationsquellen bietet RSF hier über einen Etherium-Blockchain-Link.

 

Türkei

Der türkische Journalist Can Dündar wurde 2015 der Spionage angeklagt und festgenommen.

Die Gefahr, inhaftiert zu werden oder gerichtlichen Schikanen ausgesetzt zu sein, ist für Journalistinnen und Journalisten in der Türkei allgegenwärtig. Mithilfe von Regulierungsbehörden kontrolliert die Regierung 90 Prozent der nationalen Medien, während Regierungsvertreterinnen und -vertreter zu eindeutig diskriminierenden Maßnahmen greifen, um regierungskritische Medien zu unterdrücken und mit Strafen zu belegen. Die türkischen Militäroperationen an der Grenze zu Syrien und in der Region Idlib, die militärische Intervention der Türkei in Libyen, die Flüchtlingskrise in Syrien und der Umgang mit der Covid-19-Pandemie wurden allesamt von der Regierung genutzt, um die autoritäre Politik gegenüber kritischen Medien zu verstärken und die Justiz für politische Zwecke zu nutzen. In dieser „Neuen Türkei“ hat die Internetzensur ein noch nie dagewesenes Ausmaß erreicht. Das 2020 verabschiedete Social-Media-Gesetz sieht Sanktionen wie Geldstrafen und eine reduzierte Bandbreite für Plattformen vor, die keinen Rechtsvertreter in der Türkei benennen oder die von türkischen Gerichten beschlossenen Zensurauflagen nicht erfüllen. Die türkische NGO für digitale Rechte İFÖD hat Hunderte von Fällen dokumentiert, in denen einzelne Medien gezwungen wurden, Nachrichtenartikel zu entfernen.

Der türkische Journalist Can Dündar ist der frühere Chefredakteur der ehemals regierungskritischen Zeitung Cumhuriyet. Im November 2015 wurde er wegen eines Berichts über Waffenlieferungen des türkischen Geheimdienstes an islamistische Extremisten in Syrien verhaftet. Seit 2016 lebt er im Exil in Deutschland. In der Türkei liegt noch immer ein Haftbefehl gegen ihn vor. „Leider ist die Türkei zu einem der größten Gefängnisse für Medienschaffende in der ganzen Welt geworden, und viele Medienunternehmen stehen unter der Kontrolle Erdogans und seiner Regierung“, so Dündar. Der türkische Twitter-Kanal ist über folgenden Link zu erreichen: https://turkey.thetruthwins.eth.link/

Brasilien

Die brasilianische Investigativjournalistin und Autorin arbeitet für die Tageszeitung Folha de S. Paulo

Einige Medien seien „schlimmer als Müll, weil Müll recycelbar ist“, verkündete Präsident Bolsonaro in einer seiner vielen Verbalattacken gegen die Presse. Angesichts zahlreicher schlechter Nachrichten über die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie in Brasilien ging der Präsident in die Offensive und schob die Schuld auf die Medien. Seine feindseligen Kommentare sind Ausdruck einer umfassenderen Strategie, kritische Journalistinnen und Journalisten sowie Medien durch systematische Schikanen zum Schweigen zu bringen. Die Sozialen Medien, insbesondere Twitter, sind die Hauptkanäle des „Systems Bolsonaro“, zu dem der Präsident, die Ministerinnen und Minister der Regierung und einige Familienmitglieder des Präsidenten gehören. Ständige Beleidigungen, haltlose Anschuldigungen, Fake-Profile zur Diskreditierung von Medienschaffenden sowie die Veröffentlichung privater Informationen sind für viele prominente Journalistinnen und Journalisten nahezu alltäglich geworden. Frauen sind diesen Angriffen in besonderer Weise ausgesetzt. Journalistinnen werden doppelt so häufig angegriffen, wie eine aktuelle Studie von Revista AzMina, InternetLab und anderen über 200 Twitter-Profile ergab.

Patrícia Campos Mello, eine langjährige Journalistin der Tageszeitung Folha de São Paulo und ehemalige Kriegsreporterin, ist eines der bevorzugten Angriffsziele des „Systems Bolsonaro“. Als „Zensur durch Lärm“ beschrieb Campos Mello in ihrer Reuters Memorial Lecture 2021 die Strategie der brasilianischen Regierung. „In Brasilien Journalist oder Journalistin zu sein, bedeutet heute, das Ziel einer Hassmaschine zu sein“, sagt sie. Der brasilianische Twitter-Kanal ist über folgenden Link zu erreichen: https://brazil.thetruthwins.eth.link/

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The Truth Wins Dance

Can Dündars Geschichte - Die Dokumentation wurde von der Produktionsfirma Molle&Korn umgesetzt

Für Internetfreiheit kämpfen

Mit dem Start der neuen Kampagne wird auch die Website www.the-truth-wins.com online gehen. Alle Spenden, die über die Kampagnen-Webseite gesammelt werden, fließen direkt in Projekte von RSF, die auf die Umgehung der Internetzensur abzielen, zum Beispiel durch die Spiegelung von Nachrichten-Webseiten, die in Russland blockiert sind. 

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