Haiti 19.04.2024

Appell von RSF und 90 haitianischen Journalisten

Menschen tragen Journalisten, der mit Tränengas angegriffen wurde
Menschen helfen einem Journalisten, der mit Tränengas angegriffen wurde, das von der Polizei während eines Protestes gegen den Tod des Journalisten Romelson Vilsaint in Port-au-Prince, Haiti, im Oktober 2022, eingesetzt wurde. © picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Ramon Espinosa

Mehr als 90 haitianische Medienschaffende und Reporter ohne Grenzen (RSF) fordern die internationale Gemeinschaft und den neuen Übergangs-Präsidialrat Haitis auf, dem Recht auf Information eine zentrale Rolle bei der Suche nach einer Lösung für die Krise zu geben, die sich in den letzten Monaten in dem Land zugespitzt hat.

Da das Recht auf Information ein grundlegendes Menschenrecht ist, müssen die haitianischen Journalistinnen und Journalisten sowie Nachrichtenmedien geschützt werden, damit das Land nicht zu einer Nachrichtenwüste wird, so RSF und die 90 Medienschaffende in einem gemeinsamen Aufruf vom 16. April.

Wie die Gesamtbevölkerung sind auch haitianische Journalistinnen und Journalisten sowohl von einer beispiellosen Welle der Bandengewalt als auch von einer sozialen, wirtschaftlichen und politischen Krise, die sich seit Dezember letzten Jahres verschärft hat, direkt betroffen.

Sechs Journalisten seit 2022 getötet

Seit 2022 sind sechs haitianische Journalisten im Zusammenhang mit ihrer Arbeit getötet worden. Reporterinnen und Reporter sind ständig Drohungen, Angriffen oder Entführungen ausgesetzt. Die zunehmende Gewalt bleibt aufgrund der fehlenden Rechtsstaatlichkeit völlig unbestraft. Da kriminelle Banden ihre Kontrolle über die Hauptstadt Port-au-Prince ausweiten, sind Journalisten auf einige wenige Viertel beschränkt, in denen sie noch arbeiten können – und das nicht ohne Risiken. Viele sind bereits aus dem Land geflohen.

Die meisten Journalistinnen und Journalisten, die den Appell an die internationale Gemeinschaft und den Übergangsrat unterzeichnet haben, arbeiten in Port-au-Prince oder in angrenzenden Gemeinden. Einige arbeiten für nationale Medien wie Le Nouvelliste, Haïti24 und AlterPresse. Andere sind freiberuflich tätig. Sie arbeiten für Printmedien, Online-Medien, Fernsehen und Radio. Viele von ihnen gehören der Vereinigung der haitianischen Journalisten (Association of Haitian Journalists, AJH) an. Gemeinsam mit RSF schlagen sie Alarm.

Berichterstattung ist mehr denn je notwendig

Haiti befindet sich in einer noch nie dagewesenen Krise. Seit der Ermordung von Präsident Jovenel Moïse im Juli 2021 wird das Land von extremer politischer Instabilität und Bandengewalt heimgesucht. Am 12. April, einen Monat nachdem Premierminister Ariel Henry seinen Rücktritt erklärt hatte, wurde offiziell die Einsetzung eines Übergangsrates angekündigt, der die Aufgabe hat, die Sicherheit im Land wiederherzustellen und bis Februar 2026 Wahlen abzuhalten. Der Rat, dessen Mitglieder noch nicht ernannt worden sind, soll einen Premierminister bestimmen, der dann eine Regierung bilden wird.

Auf der aktuellen Rangliste der Pressefreiheit steht Haiti auf Platz 99 von 180 Ländern.



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