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Usbekistan

Rangliste der Pressefreiheit — Platz 148 von 180
Usbekistan 09.11.2006

Journalist überraschend freigelassen

Reporter ohne Grenzen begrüßt die unerwartete Freilassung von Ulugbek Khaidarov am vergangenen Dienstag. Der freie Journalist war am 5. Oktober zu sechs Jahren Haft wegen Erpressung verurteilt worden. Khaidarov kam frei unmittelbar nachdem die Verhandlung über seine Berufung verschoben wurde. „Diese positive Nachricht darf uns jedoch nicht die weiter andauernde Ungerechtigkeit gegenüber Journalisten in Usbekistan vergessen lassen“, so ROG.

Ein Gericht in der zentralusbekischen Stadt Jizak hatte den oppositionsnahen Journalisten vor gut einem Monat zu sechs Jahren Haft verurteilt. Der Richter Makhmud Kuldachev hatte die Berufungsverhandlung am 7. November aus persönliche Grünen verschoben. Am gleichen Tag informierte er jedoch Khaidarovs Familie, er habe zu Hause entschieden, dass Khaidarov unschuldig sei. Der Journalist wurde kurz darauf entlassen und konnte seine Familie in Andischan besuchen.

„Diese Freilassung kam völlig überraschend. Wir begrüßen die Nachricht sehr und teilen die Erleichterung mit Khaidarov und seiner Familie“, so ROG. „Doch wir vergessen nicht, wie sehr Pressefreiheit in Usbekistan unterdrückt und wie sehr Journalisten verfolgt werden. Ungerechtigkeit zeichnet das Regime Karimovs ist. Die kuriosen Umstände von Khaidarovs Entlassung verdeutlichen die Willkür. Wir hoffen, dass das Ende seiner Haft nicht ein rein diplomatischer und opportunistischer Zug ist. Denn der Europarat verhandelt demnächst die Sanktionen gegen Usbekistan, die nach dem blutigen Massaker in Andischan vom Mai 2005 gegen das Land verhängt wurden.“

Khaidarov war am 14. September verhaftet worden, nachdem eine Unbekannte ihm an einer Bushaltestelle Geld zusteckte. Bereits wartende Sicherheitskräfte stürzten sich sofort auf ihn; zuvor konnte er jedoch die Scheine noch auf den Boden werfen.

Reporter ohne Grenzen verlangt auch die Freilassung von Jamshid Karimov, ebenfalls freier Journalist und Neffe des Präsidenten. Er wurde nach seinem Verschwinden am 12. September von den usbekischen Behörden in eine Psychiatrie eingeliefert. Niemand konnte ihn seitdem besuchen, es sind keine Gründe für seine Einweisung bekannt und er soll noch mindestens weitere fünf Monate in der Klinik bleiben. „Diese Methoden erinnern an die dunkelsten Sowjet-Zeiten. Damals sind Dissidenten oft in Psychiatrien zum Schweigen gebracht worden.“

Usbekistan ist auf Platz 158 (von 168) der ROG-Rangliste zur Lage der Pressefreiheit weltweit.

Weitere Informationen:
Katrin Evers
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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