Interviewangebot mit RSF-Stipendiaten 2025

Interviewangebot mit RSF-Stipendiaten 2025
© RSF
Sie geben investigativem Journalismus weltweit eine Stimme: Die Stipendiat*innen von Reporter ohne Grenzen (RSF), dazu gehören unter anderem Samuel Byansi, Makepeace Sitlhou, Nazira Darimbet, Leonardo Gómez Ponce

Jedes Jahr begrüßt Reporter ohne Grenzen im Rahmen seiner Stipendien-Programme mehrere Journalistinnen und Journalisten aus aller Welt in Berlin. Aufgrund ihrer Arbeit sind sie in ihren Heimatländern besonderen Gefahren und Herausforderungen ausgesetzt. In Berlin erhalten sie Trainings, nehmen eine Auszeit von ihren belastenden Arbeitsbedingungen oder können – unbehelligt von den Bedrohungen vor Ort – ihre Recherchen fortführen.

Ihre mutige Berichterstattung hat sie zur Zielscheibe autoritärer Regime, mafiöser Strukturen oder staatlicher Zensur gemacht. Gleichzeitig sind sie eindrucksvolle Gesprächspartnerinnen und -partner. Einige unserer aktuellen Fellows, die noch bis Ende Oktober für Interviews, Gastbeiträge oder Hintergrundgespräche zur Verfügung stehen, möchten wir hier vorstellen:

Emmanuel Igunza Kinyaga (Kenia)

Der frühere BBC- und AP-Korrespondent Emmanuel Igunza Kinyaga enthüllte unter anderem, dass Volkswagen gezielt Einfluss auf politische Entscheidungsträger nahm, um strengere Umweltauflagen in Tansania zu verhindern und dokumentierte Proteste der Massai gegen den deutschen Konzern. Er berichtet seit fast zwei Jahrzehnten über Geopolitik, Klimawandel und internationale Justiz in Ostafrika. Seine Beiträge erschienen u.a. bei NPR, Al Jazeera und PBS. In Berlin arbeitet er an Recherchen über Konzerne, die im Namen des Klimaschutzes indigene Gemeinschaften vertreiben – eine Geschichte, die er selbst als seine bislang wichtigste bezeichnet. 

Glafira Zhuk (Belarus)

Glafira Zhuk ist eine belarussische Journalistin, die über Politik, Menschenrechte, erzwungene Migration und gesellschaftliche Fragen schreibt. Ihre Beiträge erschienen unter anderem in Narodnaya Volya, Nasha Niva und bei Radio Free Europe/Radio Liberty, wo sie über Repressionen, Prozesse und Proteste berichtete. 2021 wurde sie in Belarus wegen ihrer Arbeit verhaftet und von der Universität ausgeschlossen. Im Exil setzte sie ihre Arbeit fort. Für ihre Recherchen wurde sie mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem „Volnae Slova“-Preis und dem „Distinguished Alumni Award“ (2025).

Samuel Baker Byansi (Ruanda)

Samuel Byansi ist Mitgründer der afrikanischen Rechercheplatform M28 Investigates und spezialisiert auf Open Source Investigation. Er recherchiert zu staatlicher Unterdrückung in Ruanda und Zentralafrika . 2025 erhielt er den Difference Day Honorary Title for Freedom of Expression. Er war an internationalen Projekten wie Rwanda Classified von Forbidden Stories beteiligt.

Makepeace Sitlhou (Indien)

Die Emmy-prämierte Journalistin und Dokumentarfilmerin Makepeace Sitlhou berichtet über Nordostindien und Südostasien. Ihre Arbeit zu Klimafragen und Konflikten in Nordindien sowie zu Desinformation und der #metoo-Bewegung in ganz Indien erschienen in Foreign Policy, Vice, Al Jazeera und CNN. Sie ist Gründerin von Faultline Media

Nazira Darimbet (Kasachstan)

Die kasachische Investigativjournalistin Nazira Darimbet recherchiert zu russischer Propaganda und „Grauexporten“. Ihre Studien erschienen in Respublika und STOP FAKE. Sie ist Teil des Projekts Rupep.org.

Leonardo Gómez Ponce (Ecuador)

Leonardo Gómez Ponce ist Chefredakteur der Tierra de Nadie Investigative Unit. Er deckte die Verbindungen zwischen organisierter Kriminalität, Politik und der Verwaltung öffentlicher Ressourcen in Ecuador auf. Seine Recherchen wurden mit dem Sigma Award (2025) und dem Lincoln Prize (2024) und eine ehrenvolle Erwähnung bei den SIP Awards (2025) ausgezeichnet.

Heriberto Paredes Coronel (Mexiko)

Der mexikanische Fotograf und Journalist Heriberto Paredes dokumentiert seit über 16 Jahren indigene Gemeinschaften, Migration und den Kampf gegen das Verschwindenlassen. Seine Reportagen erschienen u.a. in Milenio und Gatopardo. Er produzierte Dokumentarfilme und Podcasts, darunter über den Aufstand von Cherán, erzählt mit der Stimme der mexikanischen Sängerin Natalia Lafourcade. Mexiko ist eins der gefährlichsten Länder für Journalisten, jedes Jahr werden mehrere Medienschaffende getötet. Auch Heriberto wurde wegen seiner Recherchen wiederholt von Kartellen bedroht. Aktuell arbeitet er an einem Langfilm über seine 15-jährige Recherche an Mexikos Pazifikküste.

Ronna Rísquez Sánchez (Venezuela)

Ronna Rísquez ist eine vielfach ausgezeichnete Investigativjournalistin. Sie veröffentlichte das Standardwerk El Tren de Aragua, das internationale Aufmerksamkeit auf die größte kriminelle Organisation Venezuelas lenkte. Als Koordinatorin der Alianza Rebelde Investiga (ARI) leitet sie kollaborative Recherchen gegen Zensur und Straflosigkeit. Sie arbeitete unter anderem mit El Nacional, Runrun.es und im Team der Panama Papers. Ihre Recherchen wurden zweimal mit dem Premio Rey de España ausgezeichnet sowie mit dem Global Shining Light Award und viermal mit dem venezolanischen IPYS-Preis. Außerdem war sie zweimal Finalistin des Gabriel García Márquez-Preises. Während ihres RSF-Aufenthalts in Berlin dokumentierte sie willkürliche Maßnahmen gegen deportierte Migrantinnen und Migranten.

Außerdem kann eine belarussische Journalistin für ein vertrauliches Hintergrundgespräch über die politische Situation in ihrem Herkunftsland angefragt werden.

Sie haben Interesse an einem Interview oder Hintergrundgespräch? Melden Sie sich gerne bei presse@reporter-ohne-grenzen.de

Über unsere Stipendienprogramme

Das Ziel von Reporter ohne Grenzen ist es, Medienschaffende so zu unterstützen, dass sie vor Verfolgung geschützt sind und langfristig ihre journalistische Tätigkeit in ihren Heimatländern weiterführen oder wieder aufnehmen können. Unsere diversen Stipendienprogramme bieten temporären Schutz und stärken bedrohte Medienschaffende aus Krisenregionen auf vielfältige Weise. In Berlin erholen sie sich von ihren schwierigen Arbeitsbedingungen und können sich persönlich sowie beruflich weiterentwickeln. Sie können z.B. erlernen, sich und ihre Quellen gegen Überwachung und andere Gefahren aus dem digitalen Raum zu schützen, oder arbeiten in Sicherheit an einem journalistischen Projekt ihrer Wahl – 2025 liegt hierbei der Fokus auf Klima- und Umweltschutzreportagen.

Die RSF-Stipendienprogramme werden u.a. aus Mitteln der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe Berlin gefördert. Weitere finanzielle Unterstützung erhielten sie 2025 von der Friede Springer Stiftung, der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, individuellen Förderungen und Einzelspenden, sowie der European Union Temporary Relocation Platform (EUTRP), einer Initiative der Europäischen Kommission. Zudem blicken wir auf eine mittlerweile zehnjährige Partnerschaft mit der taz Panter-Stiftung zurück: 2015 haben wir gemeinsam das „Auszeit“-Stipendium für bedrohte Journalistinnen und Journalisten ins Leben gerufen.