Mexiko

Nach Berichten zu Drogenkartellen: Neunter Journalist im Jahr 2025 ermordet

Nach Berichten zu Drogenkartellen: Neunter Journalist im Jahr 2025 ermordet
© picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Eduardo Verdugo
Fotos von ermordeten Journalistinnen und Journalisten bei einer Mahnwache in Mexiko-Stadt im Jahr 2022

In Mexiko ist ein weiterer Journalist ermordet worden: Am Samstag wurde der Lokalreporter Miguel Ángel Beltrán Martínez in eine Decke gewickelt tot an einer Autobahn gefunden. Sie führt durch eine ländliche Gegend in der Nähe der Ortschaft Río Chico im nordwestlichen Bundesstaat Durango. Der 60-jährige Journalist hatte zuvor über die Drogenkartelle in der Region berichtet. Er ist bereits der neunte Journalist, der dieses Jahr in Mexiko aufgrund seiner Arbeit getötet wurde.   

„Die Ermordung von Miguel Ángel Beltrán Martínez ist ein weiteres schockierendes Beispiel für das Versagen des mexikanischen Staates, die anhaltende Gewalt gegen Medienschaffende zu bekämpfen“, sagt Anja Osterhaus, Geschäftsführerin von Reporter ohne Grenzen (RSF). „Die mexikanischen Behörden müssen sowohl die Täter als auch die Drahtzieher des Verbrechens identifizieren und strafrechtlich verfolgen. Außerdem müssen sie die Familie des Getöteten sowie andere Journalistinnen und Journalisten endlich effizient schützen.“

Notiz deutet auf Kartelle hin

Beltrán Martínez arbeitete für verschiedene lokale Medien, darunter La Voz de Durango und Contexto. In den vergangenen Jahren teilte er seine Inhalte vor allem auf TikTok und Facebook. In einem Video, das er wenige Tage vor seiner Ermordung veröffentlicht hatte, berichtete er über die Festnahme eines Anführers von Cabrera Sarabia, einer in Durango aktiven Drogenbande, die mit den mächtigen Kartellen Sinaloa und Jalisco Nueva Generatión konkurriert. Neben seiner Leiche lag eine Notiz, laut der er aufgrund „falscher Anschuldigungen“ ermordet worden sei. Solche Nachrichten werden von Kartellen häufig als Warnung für alle hinterlassen, die es wagen, ihnen in die Quere zu kommen. Bislang gibt es keine Hinweise darauf, dass Beltrán Martínez vor seiner Ermordung bereits Drohungen erhielt. 

Systematische Gewalt gegen die Presse

Der Mord reiht sich ein in eine lange Serie von Angriffen auf Journalistinnen und Journalisten in Durango. Seit 2009 wurden mindestens drei weitere Reporter – Eliseo Barrón Hernández, Carlos Ortega Melo Samper und Vladimir Antuna García – wegen ihrer journalistischen Arbeit getötet. 

Mexiko bleibt das gefährlichste Land für Journalistinnen und Journalisten in Nord- und Südamerika. Insbesondere Medienschaffende, die über organisierte Kriminalität, Korruption und Menschenhandel berichten, sind mit systematischer Gewalt konfrontiert. Einschüchterungen, gewalttätige Übergriffe, Entführungen und Morde sollen kritische Stimmen zum Schweigen bringen. Der Staat ist weitgehend untätig und Verbrechen bleiben meist völlig unbestraft.

Mindestens 28 Journalistinnen und Journalisten gelten als verschwunden, einige von ihnen seit fast zwei Jahrzehnten. RSF und die mexikanische Organisation Propuesta Cívica haben deswegen Ende August zwei Beschwerden beim UN-Menschenrechtsausschuss in Genf eingereicht. Ziel ist es, den mexikanischen Staat zur Verantwortung zu ziehen und Gerechtigkeit für die Opfer und Familien zu erreichen.

RSF-Veranstaltung: Journalismus unter Lebensgefahr

Bei einer Veranstaltung in Berlin am kommenden Montag, den 3. November, wird der Fotograf und Journalist Heriberto Paredes Coronel über die Situation in Mexiko sprechen und beschreiben, wie er trotz Bedrohungen weiter journalistisch arbeitet. Angriffe auf die Presse sind auch in vielen anderen Ländern Lateinamerikas ein Problem. Fünf Fellows aus unterschiedlichen Stipendienprogrammen von RSF und der taz Panter Stiftung werden bei der Veranstaltung von ihren Erfahrungen berichten und Einblicke in die Realität der Pressefreiheit in Mexiko, Venezuela, Guatemala und Ecuador geben. 

Falls Sie Interesse an einer Teilnahme haben, bitten wir Sie um eine Anmeldung über das Ticket-Portal. Wer nicht in Berlin ist, kann über einen Livestream teilnehmen.

Auf der Rangliste der Pressefreiheit belegt Mexiko Platz 124 von 180 Ländern.