Sudan

Schwere Gräueltaten gegen Medienschaffende in Darfur

Schwere Gräueltaten gegen Medienschaffende in Darfur
© picture alliance / Xinhua News Agency / Wang Guansen
Sudanesische Geflüchtete im benachbarten Tschad.

[Dieser Artikel wurde am 18.11.25 mit einem aktualisierten Überblick zur Situation in al-Faschir ergänzt.]

Entführungen, Inhaftierungen, sexuelle Übergriffe: Im Zuge der Einnahme der belagerten Stadt al-Faschir in der sudanesischen Region Darfur hat die „Rapid Support Forces“-Miliz mehrere schwere Angriffe auf Journalist*innen verübt. Die schwer bewaffneten Rebellen haben die Stadt abgeriegelt, die Situation für die gesamte Zivilbevölkerung ist katastrophal. Laut UN gibt es „glaubwürdige Beweise für Massentötungen“. 

Reporter ohne Grenzen (RSF) beobachtet die Lage mit größter Sorge und ist entsetzt über die Übergriffe auf Journalist*innen, die während der Angriffe der Miliz in al-Faschir geblieben sind. RSF fordert die internationale Gemeinschaft auf, dringend Maßnahmen zum Schutz der Medienschaffenden zu ergreifen. Die Gewalt geschieht in völliger Straflosigkeit und bei weitgehendem Desinteresse der internationalen Staatengemeinschaft.

Aktuell sorgt sich RSF vor allem um Muammar Ibrahim. Der sudanesische freie Journalist war am 26. Oktober von den Rapid Support Forces in al-Faschir festgenommen worden. Die Rebellen hatten die Hauptstadt der Region Nord-Darfur nach mehr als 500 Tagen Belagerung und Kämpfen mit der regulären Armee eingenommen. Ibrahim hatte in den vergangenen zwei Jahren über die Entwicklungen des Konflikts in al-Faschir berichtet und die humanitäre Lage in der Region dokumentiert. Er war vor allem für den katarischen Sender Al-Dschasira (Al-Jazeera) tätig. Die Rapid Support Forces werfen ihm „Anstiftung zur Zwietracht“ und „Verbreitung falscher Informationen“ vor. Sein Aufenthaltsort ist weiter unbekannt, der Kontakt zu seinen Angehörigen oder einem Anwalt wird ihm verweigert. Auch der freie Fotojournalist Ibrahim Dschibril Abkar wird weiter vermisst.

RSF hat mit mehreren Journalist*innen aus al-Faschir gesprochen. Einer von ihnen war Ende Oktober von bewaffneten Rebellen festgenommen, geschlagen, gedemütigt und mit dem Tod bedroht worden. Offensichtlich wollten ihn die Kämpfer zu einem Geständnis über eine angebliche Verbindung zur nationalen Armee zwingen. Sie nahmen ihm alle Habseligkeiten ab, auch sein Mobiltelefon als wichtigstes journalistisches Arbeitsmittel, und ließen ihn schließlich frei. Nach einer fünftägigen Odyssee durch verlassene und verbrannte Landschaften gelangte er ausgehungert und unter weiteren Drohungen der Rebellen in Sicherheit.

Seit Ausbruch des Krieges im Sudan am 15. April 2023 sind Medienschaffende landesweit großen Gefahren ausgesetzt. Insbesondere in al-Faschir wurde die Situation für Journalist*innen schnell extrem gefährlich. Regelmäßige Strom- und Internetausfälle sorgen noch zusätzlich dafür, dass kaum belastbare Informationen über Gräueltaten und Verantwortliche nach außen dringen.

Auf der Rangliste der Pressefreiheit 2025 belegt der Sudan Platz 156 von 180.


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