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Myanmar

Rangliste der Pressefreiheit — Platz 173 von 180
Birma 09.10.2007

Weiterer Journalist frei / Fünf noch in Haft / Kurzzeitig Internetzugang

Reporter ohne Grenzen begrüßt die Freilassung des Journalisten Kyaw Ze Yar Tun von der Zeitung „The Voice“. Heute ab 14.00 Uhr war außerdem der Internetzugang für wenige Stunden möglich. Einige Internetcafés in Rangun öffneten das erste Mal seit fast zwei Wochen. Die Verbindungen waren jedoch birmesischen Quellen zufolge sehr langsam. E-Mails, die an birmesische Adressen mit der Endung .mm geschickt wurden, sind offensichtlich gelöscht worden. Das Aufrufen von Nachrichten-Webseiten oder Blogs war nicht möglich. „Das Internet muss sofort wieder uneingeschränkt zugänglich sein“, fordern Reporter ohne Grenzen und die BMA.

 

5.10.07: Sechs Journalisten noch in Haft, drei weitere freigelassen / Militär verfolgt „Bürger-Journalisten“

Reporter ohne Grenzen (ROG) und die Burma Media Association (BMA) verurteilen die andauernde Inhaftierung von sechs Journalisten. Die Reporter sind seit Beginn der pro-demokratischen Demonstrationen in Haft. Die Organisationen kritisieren außerdem die Verfolgungswelle im Anschluss an die Proteste. Die Gefahr, dass Journalisten verhaftet werden, bestehe weiterhin.

„Da der UN-Gesandte Ibrahim Gambari nicht dazu beitragen konnte, die Repressionen zu stoppen, muss nun die internationale Gemeinschaft umso vehementer für die Freilassung Hunderter, möglicherweise auch Tausender Menschen, darunter sechs Journalisten, eintreten“, so ROG und BMA. „Wir sind entsetzt über die Methoden der Polizei. Besonders junge Demonstranten werden auf Grundlage von Fotos, die Zivilpolizisten während der Proteste gemacht haben, inhaftiert.“

Ein Journalist aus Rangun erzählt, dass seine Kollegen Angst hätten, mit Fotoapparaten oder Videokameras zu arbeiten. Der Radiosender „Democratic Voice of Burma“ berichtet, die Regierung habe die Sicherheitskräfte angewiesen, Journalisten und Demonstranten zu identifizieren, die Fotos oder Videos von den Demonstrationen und der gewaltsamen Auflösung gemacht hätten. Das Informationsministerium, die offizielle Nachrichtenagentur und die Sicherheitskräfte wurde angeblich aufgefordert, zu kooperieren, um die „Bürgerjournalisten“ auszumachen.

Der öffentliche Internetzugang in Birma ist wieder hergestellt. Es könne jedoch nur birmesische Websites und E-Mail Adressen mit der birmesischen Endung .mm geöffnet werden. Außerdem sind viele private Printmedien noch nicht wieder erhältlich. Manche weigern sich, Propaganda zu veröffentlichen, während andere noch darauf warten, dass die Zensoren ihre aktuellen Ausgaben freigeben.

Ausländische Journalisten, die Birma verlassen haben, berichten, dass es immer schwieriger wird, zuverlässige birmesische Quellen zu finden. „Die meisten haben Angst und man weiß nicht mehr, wer zu welchem Lager gehört“, meint ein französischsprachiger Journalist, der aus Asien berichtet. „Diejenigen, die von den Demonstrationen berichtet haben, wurden inhaftiert oder verstecken sich.“

Die Regierungspresse hat Artikel veröffentlicht, in denen die ausländischen Medien kritisiert werden. Sie werden beschuldigt „Lügner“ zu sein, die „die Nation zerstören wollen“. Die regierungsnahe Tageszeitung „The New Light of Myanmar“ erwähnte währenddessen mit keinem Wort die jüngsten Razzien, bei denen Dutzende Mönche und Zivilisten verhaftet wurden.

Bei den sechs noch inhaftierten Journalisten und Schriftstellern handelt es sich nach Informationen von ROG und BMA um Maung Yan Paing, Schriftsteller aus Nord Okkalapa, Min Htin Ko Ko Gyi, Schriftsteller sowie Radio- und Fernsehproduzent, Ye Lwin, Dichter, Schriftsteller und Sänger der Gruppe Mizzima Wave Band, Kyaw Zeya Tun, Reporter für „The Voice Journal“, Win Ko Ko Lat, Reporter vom „Weekly Eleven Journal“ und den Fotojournalisten Win Saing, der seit dem 28. August inhaftiert ist.

Min Htin Ko Ko Gyi wurde am 26. oder 27. September inhaftiert. Da er eine Kopfverletzung erlitt, wird er im Insein Township Krankenhaus, in der Nähe von Rangun, festgehalten. Ye Lwin wurde geschlagen als er auf der Pansodan Straße festgenommen wurde. Er leidet an Epilepsie.

Reporter ohne Grenzen und BMA begrüßen die Freilassung von Min Zaw, 56, dem birmesischen Korrespondenten der japanischen Zeitung „Tokyo Shimbun“. Er war am 3. Oktober nach sechs Tagen Haft entlassen worden. Der Journalist Nay Linn Aung, der für die Zeitschrift 7-Days Journal arbeitet, und Kyaw Kyaw, ein Redakteur des Verlagshauses Seik Ku Cho Cho (Sweet Thoughts) wurde ebenfalls nach kurzer Inhaftierung freigelassen.

Als Konsequenz aus den tödlichen Schüssen auf den japanischen Videojournalisten Kenji Nagai soll die japanische Regierung angeblich entschieden haben, ihre Hilfsleistungen einzustellen. Die Leiche des Journalisten wurde mittlerweile nach Japan übergestellt.


Kontakt:
Reporter ohne Grenzen
Katrin Evers
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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