Das Fernsehen bleibt in Russland die wichtigste Nachrichtenquelle und ist fest in staatlicher Hand. Seit den Massenprotesten 2011/12 gegen Präsident Putin hat die Regierung die Zensur auch im Internet massiv verschärft. Webseiten können ohne Gerichtsbeschluss gesperrt werden, für kritische Kommentare droht aufgrund vage formulierter Anti-Extremismus-Gesetze jahrelange Haft. Mit dem Überwachungssystem SORM kann der Kreml die Kommunikation der Bevölkerung in großem Stil überwachen. Journalist*innen, die Geld aus dem Ausland erhalten, gelten als „ausländische Agenten“. Gewalt gegen Medienschaffende wird selten bestraft. Aus Tschetschenien und der annektierten Krim dringen nur noch wenige unabhängige Nachrichten nach außen.
Alles unter Kontrolle? Internetzensur und Überwachung in Russland
Der Russland-Bericht von Reporter ohne Grenzen. Der vorliegende Bericht zeichnet die Entwicklung von den ersten Inhaltsverboten 2012 bis zur Gegenwart nach. Er zeigt, mit welchen Mitteln kritische Redaktionen unter Druck gesetzt werden und wie die Behörden versuchen, einzelne Journalist*innen und Blogger*innen zum Schweigen zu bringen. Er informiert über neue Online-Medien, die allen Widrigkeiten zum Trotz über Missstände berichten, und fragt nach der Bedeutung internationaler Plattformen für die Meinungsfreiheit in Russland.
Im Osten Russlands hat die Polizei in den vergangenen Monaten vermehrt Journalistinnen und Journalisten überwacht, verfolgt und verhaftet. Nun verhafteten Polizeibeamte die Journalistin Tatiana Chlestunowa. Ihr wird vorgeworfen, sich an einem nicht genehmigten Protest beteiligt zu haben.
Bei den RSF Press Freedom Awards 2020 wurden die russische Journalistin Jelena Milaschina mit dem Preis für Mut, der afghanische Radiosender Merman mit dem Preis für Wirkung und die ägyptische Chefredakteurin Lina Attalah mit dem Preis für Unabhängigkeit ausgezeichnet. Ein Sonderpreis ging an den Gründer der Hongkonger Tageszeitung Apple Daily, Jimmy Lai.
Vor dem digitalen G20-Gipfel in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad weist Reporter ohne Grenzen erneut auf die prekäre Lage der Pressefreiheit in Saudi-Arabien hin. Mit einer Social-Media-Kampagne ruft RSF die Öffentlichkeit dazu auf, die Staats- und Regierungsoberhäupter der G20 in die Pflicht zu nehmen.
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