Ukraine

Pawel Scheremet

ermordet am 20. Juli 2016

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Der belarussische Journalist Pawel Scheremet arbeitete in seinen letzten Lebensjahren in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Dort wurde er am Morgen des 20. Juli 2016 durch eine Autobombe getötet. Die Polizei eröffnete ein Ermittlungsverfahren, der Generalstaatsanwalt nannte als plausibelstes Motiv Rache für Scheremets journalistische Arbeit. Innenminister Arsen Awakow schloss eine Beteiligung Russlands an der Tat nicht aus.

Der mehrfach preisgekrönte Journalist Scheremet begann seine Karriere in Belarus, wo er mehrere unabhängige Medien mit aufbaute. Als Kritiker von Präsident Alexander Lukaschenko verbrachte er mehrere Monate im Gefängnis, bevor er nach Russland ging. 2014 begann er die Propaganda des Kreml über die Ukraine zu kritisieren und kündigte seine Stelle bei einem russischen Fernsehsender. Zuletzt arbeitete er in Kiew für Radio Westi und das Nachrichtenportal Ukrajinska Prawda.

Ob Scheremet das eigentliche Ziel des Mordanschlags war, ist unklar, denn das Auto gehörte seiner Partnerin, der Eigentümerin von Ukrajinska Prawda. Die Seite ist bekannt für ihre Unabhängigkeit und ihre investigativen Recherchen zu sensiblen Themen wie Korruption. Ihr Gründer Georgij Gongadse war im Jahr 2000 ermordet worden.

Das Journalistennetzwerk OCCRP deckte im Mai 2017 in einer Online-Dokumentation schwere Versäumnisse in den Ermittlungen auf und nannte Anhaltspunkte dafür, dass der ukrainische Geheimdienst in die Ermittlungen involviert sei.

Nachdem der neue ukrainische Präsident Wolodimir Selenski im Sommer 2019 schnelle Ermittlungserfolge forderte, präsentierte die Polizei Ende des Jahres fünf Veteraninnen und Veteranen des Kriegs im Donbass als Tatverdächtige. Ihr Ziel sei es gewesen, mit dem Mord die politische Lage in der Ukraine zu destabilisieren. Doch die Beweisführung wies zahlreiche Ungereimtheiten auf. Anfang September 2020 wurde in Kiew der Mordprozess gegen nun noch drei Beschuldigte eröffnet