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Interaktive Weltkarte mit Pressefreiheits-Ranglisten nach Ländern.

Länder sind farbkodiert von grün (beste) bis rot (schlechteste) basierend auf Pressefreiheits-Scores.

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Brasilien

Amerika

Der ehemalige Präsident Jair Bolsonaro hat bis zu seinem letzten Tag im Amt Ende 2022 gegen Medienschaffende gehetzt. Unter seinem Nachfolger Luis Inácio Lula da Silva hat sich das Verhältnis zwischen Journalist*innen und der Regierung stabilisiert. Die größten Herausforderungen für die Pressefreiheit im Land sind nach wie vor strukturelle Gewalt gegen Journalist*innen, die Konzentration von Medien in den Händen einiger weniger Privatunternehmen und die Auswirkungen von Desinformation.

MEDIEN

Die brasilianische Medienlandschaft ist von einer starken Medienkonzentration in den Händen weniger Privatpersonen geprägt, die sich durch eine fast inzestuöse Beziehung zwischen politischen, wirtschaftlichen und religiösen Akteur*innen auszeichnet. Zehn Medienkonglomerate im Besitz von zehn Familien teilen den Markt unter sich auf. Die fünf größten sind Globo, Bandeirantes, RBS, Record und Folha. Die redaktionelle Unabhängigkeit regionaler und lokaler Medien wird von der Vergabe staatlicher Werbemittel schwer beeinträchtigt. Auch die Medien, die sich in Staatsbesitz befinden, haben mit finanzieller Instabilität zu kämpfen. Die Regierung versucht zudem, Einfluss auf ihre redaktionellen Entscheidungen zu nehmen. Insgesamt besteht ein wachsender Bedarf an neuen Gesetzen, um unabhängigen und nachhaltigen Journalismus im Digitalen zu schützen.

POLITIK

Der Amtsantritt der Lula-Regierung ermöglichte eine Normalisierung der Beziehungen mit den Medien.  Sie agiert transparenter und tritt mit Kritiker*innen ins Gespräch. Bei der Bekämpfung von Online-Hass und Desinformation müssen konkrete Fortschritte erzielt werden.

GESETZE

Die Bundesverfassung von 1988 garantiert die Pressefreiheit und im Allgemeinen begünstigt der brasilianische Rechtsrahmen die journalistische Arbeit. Auf dem Weg zu einem freien, pluralistischen und zuverlässigen Informationsökosystem gibt es jedoch nach wie vor viele Hindernisse. Es fehlen unter anderem Richtlinien, die Journalist*innen wirksam vor Gewalt schützen. Angesichts der gewaltsamen Übergriffe auf Medien in der Vergangenheit sollte dies eine Priorität sein.

WIRTSCHAFT

Der Aufstieg und die Dominanz großer digitaler Plattformen und die damit verbundene Umverteilung der Werbeeinnahmen führten dazu, dass viele brasilianische Medien schließen mussten. Große Medienkonzerne versuchen angesichts der globalen Medienkrise, neue Geschäftsmodelle zu finden. Darüber hinaus investieren sie in zahlreiche andere Geschäftsbereiche, was die Möglichkeit von Interessenkonflikten erhöht und ihre redaktionelle Unabhängigkeit untergräbt. Die Lokalpresse ist wirtschaftlich immer schwächer aufgestellt, unabhängige Online-Medien haben mit Existenzproblemen zu kämpfen.

GESELLSCHAFT

Die aggressive Rhetorik der Regierung Bolsonaro gegenüber Medienschaffenden und der Presse hat die feindselige und misstrauische Haltung gegenüber Reporter*innen in der Gesellschaft verstärkt. Das Ausmaß von Desinformationen vergiftet weiterhin die öffentliche Debatte. Die brasilianische Gesellschaft ist stark polarisiert, und Medienschaffende werden zunehmend nicht nur in den sozialen Medien, sondern auch körperlich angegriffen. Traurige Höhepunkte waren der Wahlkampf 2022 und der Umsturzversuch durch Bolsonaro-Anhänger*innen in Brasilia am 8. Januar 2023.

SICHERHEIT

In den vergangenen zehn Jahren wurden in Brasilien mindestens 30 Journalist*innen ermordet – die zweithöchste Mordrate für Medienschaffende in Lateinamerika in diesem Zeitraum. Besonders gefährdet sind Blogger*innen, Radiomoderator*innen und unabhängige Journalist*innen, die in kleinen und mittleren Gemeinden im Landesinneren arbeiten und über Korruption und Lokalpolitik berichten. Internationale Aufmerksamkeit erregte 2022 der Mord an dem britischen Journalisten Dom Phillips und dem Indigenen-Experten Bruno Pereira in der abgelegenen Amazonas-Region. Im Mai 2025 wurde der Journalist Luis Augusto Carneiro da Costa während einer Live-Sendung erschossen. Online-Belästigung und Gewalt insbesondere gegen Journalistinnen nehmen immer mehr zu.

Ihre Ansprechpartnerin


Maren Pfalzgraf (sie/ihr)
Referentin Presse
maren.pfalzgraf@reporter-ohne-grenzen.de

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