Seit 31 Jahren verleiht Reporter ohne Grenzen die Press Freedom Awards für besonders mutigen, wirkungsvollen und unabhängigen Journalismus. Dabei ehrt die Auszeichnung all jene, die trotz widrigster Umstände den Mächtigen auf die Finger schauen, die trotz größter Gefahren für Leib und Leben nicht schweigen wollen. So wie der frühere Preisträger Raif Badawi aus Saudi-Arabien, der für seine Regimekritik im Internet einen hohen Preis zahlen musste: 10 Jahre saß er im Gefängnis.
Zu den Heldinnen und Helden der Pressefreiheit gehören Frauen wie Michèle Montas (2003) aus Haiti oder Amira Hass (2009) aus Israel und Männer wie Win Tin (2006), ein burmesischer Mandela, der 19 Jahre seines Lebens für ein Ideal im Gefängnis verbrachte, sowie Liu Xiaobo (2004), ein chinesischer Dissident, der einige Jahre später den Friedensnobelpreis erhielt.
Nicht immer können die Preisträgerinnen und Preisträger persönlich anreisen: etwa, weil sie im Gefängnis ziehen, weil ihnen der Reisepass entzogen wurde oder weil ihnen Übergriffe oder gar Folter so stark zugesetzt haben, dass sie körperlich nicht dazu in der Verfassung sind.
Die Verleihung der Press Freedom Awards ist eine Gratwanderung: Immer gilt es abzuwägen, ob die Auszeichnung dem oder der Geehrten nicht womöglich schadet. In den meisten Fällen jedoch kommen wir zu dem Schluss: Die Öffentlichkeit, die wir herstellen, trägt dazu bei, den Druck auf Regime zu erhöhen. Sei es, um Verletzungen der Pressefreiheit entschiedener zu ahnden, sei es, um die Freilassung inhaftierter Medienschaffender zu forcieren.
Im Jahr 2001 wurde der iranische Journalist Reza Alijani aus dem Gefängnis entlassen - einige Tage nachdem er mit der Auszeichnung geehrt worden war. Im Jahr 2010 ging der Preis an Abdolreza Tadjik, der in Isolationshaft im Evin-Gefängnis festgehalten wurde. Anlässlich seiner Ehrung sagte die Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi: "Ich hoffe, Reza wird nächstes Jahr hier sein, um Sie alle zu treffen.“ Tatsächlich wurde Reza Tajik einige Tage später entlassen und konnte im darauffolgenden Jahr an der Zeremonie teilnehmen.
Cumhuriyet-Redakteur Can Dündar teilte uns während der Preisverleihung in Straßburg im Jahr 2015 seine Ängste bezüglich der Situation in der Türkei mit. Neun Tage später wurde er inhaftiert. Die Mitarbeiter von RSF weltweit haben sich massiv für seine Freilassung eingesetzt. Heute lebt er in Berlin. Der Preis wurde erstmals 1992 in Paris und zuletzt 2021 in Paris vergeben.
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