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Interaktive Weltkarte mit Pressefreiheits-Ranglisten nach Ländern.

Länder sind farbkodiert von grün (beste) bis rot (schlechteste) basierend auf Pressefreiheits-Scores.

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Obwohl Kamerun über eine der vielfältigsten Medienlandschaften in Afrika verfügt, ist es eines der unsichersten, gefährlichsten Länder des Kontinents für Journalist*innen. Der bekannte Journalist Martinez Zogo wurde Anfang 2023 entführt und ermordet.

MEDIEN

Trotz der großen Anzahl an Medien – mehr als 600 Zeitungen, rund 200 Radiosender und mehr als 60 Fernsehsender – ist eine unabhängige und kritische Berichterstattung in Kamerun immer noch sehr schwierig. Die führenden Zeitungen des Landes sind die privaten Le Messager, Le Jour, La Nouvelle Expression, La Voix du Centre und die staatliche Cameroon Tribune. Die bekanntesten privaten Radio- und Fernsehsender sind Equinoxe, Balafon, Canal 2 International, Radio Tiemeni Siantou und Royal FM. Der staatliche Rundfunk- und Fernsehsender CRTV ist das Sprachrohr des seit 40 Jahren herrschenden Regimes von Präsident Paul Biya.

POLITIK

Für Medien ist eine kritische und unabhängige Berichterstattung unmöglich, da sie mit erheblichen Drohungen und Druck rechnen müssen, sobald es um die Interessen der Regierung und ihrer Vertreter*innen geht. Der Präsident dominiert sämtliche Sphären des Staates. Dieses Klima fördert die Selbstzensur und führt dazu, dass sich die meisten Medien an den Positionen der Behörden oder ihnen nahestehender Kreise orientieren. Alle Mitglieder der Medienaufsichtsbehörde CNC (Conseil national de la communication) werden vom Präsidenten ernannt. Im Oktober 2024, als Gerüchte über den Gesundheitszustand des Präsidenten aufkamen, wurde in einem an die regionalen Gouverneure gerichteten Kommuniqué des Ministeriums jegliche Diskussion in den Medien zu diesem Thema formell verboten.

GESETZE

Das geltende Pressefreiheitsgesetz von 1990 wird häufig unterlaufen, um Medienschaffende zu schikanieren und zu verfolgen. Pressedelikte bleiben kriminalisiert, weder der Zugang zu Informationen noch die Vertraulichkeit der Quellen von Journalist*innen sind in der Praxis gewährleistet. Nicht selten finden sich Medienschaffende vor Sondergerichten wieder. So erging es dem ehemaligen Generaldirektor des Fernsehsenders CRTV, Amadou Valmouké, der wegen angeblicher „Veruntreuung öffentlicher Gelder“ zu 32 Jahren Haft verurteilt wurde. Zuvor wurde seine Verhandlung groteske 178-mal vertagt.

WIRTSCHAFT

Medienschaffende in Kamerun arbeiten unter extrem prekären Bedingungen, was ihre Abhängigkeit befördert. Die Medien erhalten zwar staatliche Beihilfe, doch diese wird als unzureichend angesehen und kommt außerdem nur solchen Medien zugute, die die Positionen der Regierung wiedergeben. Regierungsnahe Personen gründen mitunter ein völlig neues Medienunternehmen, um regierungskritische und allzu unbequeme Blätter wirtschaftlich zu schwächen. Korruption und Vetternwirtschaft sind verbreitet.

GESELLSCHAFT

Immer mehr Medien gründen sich entlang ethnischer oder religiöser Linien, was zu einer Polarisierung der öffentlichen Debatte führt und Diskriminierung und Stigmatisierung Vorschub leistet. Kulturelle Zwänge führen oft zu Zensur und Selbstzensur, insbesondere in Gebieten mit starken kulturellen Traditionen. Besonders schwierig ist es, über den seit 2017 tobenden bewaffneten Konflikt im Westen des Landes zu  berichten. Eine kritische Berichterstattung über den Konflikt kann zu Vorwürfen der „Sezession und Komplizenschaft mit einer bewaffneten Gruppe“ führen.

SICHERHEIT

Journalist*innen sind verbalen und körperlichen Angriffen, Entführungen, Verhaftungen sowie SLAPP-Klagen ausgesetzt und riskieren sogar ihr Leben. Das hat zuletzt im Mai 2023 die Ermordung von Anye Nde Nsoh, dem Büroleiter der Wochenzeitung The Advocate, deutlich gemacht. Die verstümmelte Leiche von Martinez Zogo, dem Leiter des Privatsenders Amplitude FM, wurde fünf Tage nach seiner Entführung im Januar 2023 gefunden. Einer der mutmaßlichen Drahtzieher seiner Ermordung wurde zusammen mit mehreren anderen Komplizen verhaftet. Die Ermittlungen sind jedoch noch lange nicht abgeschlossen. Noch immer geschehen viele Gewalttaten gegen Medienschaffende vollkommen ungestraft.

Ihr Ansprechpartner


Christopher Resch (er/ihm)
Referent Presse
christopher.resch@reporter-ohne-grenzen.de

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