01.05.2004

3. Mai 2004: 14. Internationaler Tag der Pressefreiheit – 10 Jahre Reporter ohne Grenzen in Deutschland

"Es sind Journalisten, die mit kritischer und unabhängiger Berichterstattung demokratische Meinungsbildung möglich machen." Michael Rediske, Vorstandssprecher von Reporter ohne Grenzen (ROG), erinnert am internationalen Tag der Pressefreiheit an die unverzichtbare Aufgabe, die Journalistinnen und Journalisten wahrnehmen und für die viele in zahlreichen Ländern ihre Freiheit, manchmal sogar ihr Leben riskieren.

Die Bilanz der ersten vier Monate im Jahr 2004 macht die Risiken deutlich: Seit 1. Januar kamen bereits 13 Journalisten und sechs Medienmitarbeiter ums Leben, weil sie über Kriege, Machtmissbrauch, Drogenhandel und andere missliebige Themen berichteten. 431 wurden verhaftet, 366 bedroht oder tätlich angegriffen, 178 Medien geschlossen. An den Zahlen lässt sich ablesen, wie schlecht es vielerorts um das Recht auf freie Berichterstattung bestellt ist. Um verfolgten und bedrohten Journalistinnen und Journalisten zu helfen, wurde genau am Tag der Pressefreiheit vor zehn Jahren zur Gründung der deutschen Sektion von Reporter ohne Grenzen aufgerufen. In vielen Fällen konnten seitdem von Deutschland aus Hilfe geleistet und durch öffentlichen Druck Verbesserungen in der Wahrung des Rechts auf freie Berichterstattung erzielt werden.

"Mediale Veränderungen und globale politische Verschiebungen stellen uns heute vor neue Herausforderungen", erklärt Rediske. Dazu gehörten die Veränderungen durch das Internet, das auf der einen Seite als ideales Mittel im Kampf um Meinungsfreiheit gefeiert und auf der anderen Seite streng überwacht wird. Regierungen schränken den Zugang ein, blockieren Webseiten und verfolgen Nutzer von Chaträumen oder Internetforen. Allein in China zählt Reporter ohne Grenzen 27 inhaftierte Journalisten und 61 inhaftierte Internetnutzer, die lediglich von ihrem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch machten.

Geändert habe sich auch die Perspektive in weiten Teilen der ehemaligen Sowjetunion. Während vor zehn Jahren "Gasnost" für eine Erfolg versprechende Aufbruchstimmung im Osten stand, beobachtet ROG heute in Russland und den ehemaligen GUS-Staaten zunehmende Einschränkungen, Zensur sowie Verfolgung von Medien und Journalisten.

Bombardierte Sendeanstalten, gezielt erschossene Kameraleute und Fotografen, entführte Reporter - die Berichterstattung aus Krisen- und Kriegsgebieten sei riskanter geworden, beklagt ROG. Viele Krieg führende Parteien sehen heute weniger denn je in Journalisten neutrale Berichterstatter zu deren Schutz sie verpflichtet sind, sondern nehmen ihre Gefährdung fahrlässig in Kauf. Der Irak zählt heute zu den gefährlichsten Ländern. Seit Beginn der Kämpfe im März 2003 starben 23 Journalisten, davon sechs durch die US-Armee.

Fakten und Zahlen

Seit 1. Januar 2004 wurden:
13 Journalisten getötet
6 Medienassistenten getötet
431 Journalisten verhaftet
366 bedroht oder tätlich angegriffen
178 Medien zensiert oder geschlossen

Allein im Irak starben in den ersten vier Monaten des Jahres 2004 zehn Journalisten und Medienassistenten. Seit Beginn der Kämpfe im März 2003 wurden insgesamt mindestens 23 Medienvertreter in Ausübung ihres Berufes getötet, mindestens sechs kamen durch Schüsse der US-Armee ums Leben. Der Irak ist zurzeit das gefährlichste Land für Journalisten.

134 Journalisten in 22 Ländern befinden sich zurzeit im Gefängnis.
Die weltweit größten Gefängnisse für Journalisten sind:
Kuba (30 inhaftierte Journalisten), China (27), Eritrea (14), Iran (12) und Birma (11). 73 Cyberdissidenten sitzen hinter Gittern, davon 61 allein in China, nur weil sie Informationen ins Netz stellten

Im Jahr 2003 wurden:
42 Journalisten getötet
766 verhaftet
1460 bedroht oder tätlich angegriffen
501 Medien zensiert oder geschlossen

In den letzten 10 Jahren:
Starben: 517 Journalisten
265 davon in Krisengebieten
252 außerhalb von Krisengebieten

Für weitere Informationen:
Sabina Strunk
030 615 85 85
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