Ägypten 29.07.2009

Hohe Geldstrafe für Blogger wegen kritischer Berichterstattung

Mehr als 6000 Euro Strafe muss der Blogger Tamer Mabruk aus Port Said im Nordosten Ägyptens bezahlen, weil er in seinem Blog über umweltschädigende Entsorgungsmethoden einer Chemiefabrik berichtete. Die Firma, über die er schrieb, verklagte ihn im Juni 2008 wegen Verleumdung.


"Mit meinem Blog wollte ich vor allem die Korruption in Ägypten aufdecken", so Mabruk über die Idee, mit einem Blog an die Öffentlichkeit zu gehen. Ein Attentat auf den Präsidenten Mubarak in Port Said war für ihn der Anlass, einen Blog einzurichten: "Zwischen der offiziellen Version des Übergriffs und dem, was wirklich geschah, gab es einen großen Unterschied", so Mabruk.


Nachdem der Blogger immer wieder über die illegalen Praktiken der ägyptischen Chemieindustrie „Trust Chemical Industries“ berichtet hatte, überprüfte die Polizei zunächst die Personalien des Geschäftsführers von Mabruks Webseitenanbieter. Mittlerweile kontrolliert die Polizei Mabruks Blog, der damit jederzeit gesperrt werden kann.


Mabruk und seine Frau mussten aus ihrer Mietwohnung ausziehen. Die Geldstrafe und der durch die Anklage bedingte Verlust seines Jobs bei  „Trust Chemical Industries“ brachten sie in enorme existentielle Schwierigkeiten. Mit finanzieller Unterstützung von Reporter ohne Grenzen gelang es Mabruk und seiner Familie vorerst, der Situation standzuhalten und sich nicht einschüchtern zu lassen – auch wenn die Geldstrafe, die er nun zahlen muss, hundert Mal höher als der Durchschnittsverdienst in Ägypten ist.


Für ihn steht fest, dass er weitermacht: "Das ist für mich keine persönliche Frage, sondern ein Kampf um Meinungsfreiheit. Ich will mein Land gegenüber skrupellosen Unternehmen verteidigen".

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