Pressegespräch und Podiumsdiskussion am 25. September 2013 in Berlin

Kritik unerwünscht – Pressegespräch und Diskussionsveranstaltung zur Situation von Journalisten in der Türkei

© ddpimages

Journalisten arbeiten in der Türkei in einem Klima ständiger staatlicher Einschüchterung. Hunderte werden mit Gerichtsverfahren überzogen. Dutzende sitzen im Gefängnis, viele von ihnen ohne Gerichtsurteil. Die meisten werden wegen ihrer Arbeit für kurdische Medien als vermeintliche Mitglieder einer terroristischen Vereinigung verfolgt. Anfang August wurden 20 Journalisten im Rahmen des sogenannten Ergenekon-Prozesses verurteilt - darunter Reporter, deren Recherchen die strafrechtliche Aufarbeitung dieses nationalistischen Geheimbunds erst ermöglichten.

Die Proteste seit Ende Mai auf dem Istanbuler Taksim-Platz haben weitere gravierende Probleme sichtbar gemacht: Die Polizei schoss zum Teil gezielt mit Tränengasgranaten oder Gummigeschossen auf Journalisten oder schlug Reporter zusammen. Fast 100 Journalisten wurden verletzt oder festgenommen. Zugleich versuchten die großen türkischen Medienhäuser, die Proteste totzuschweigen – viele der Besitzer sind aufgrund ihrer sonstigen unternehmerischen Tätigkeiten anfällig für politische Einflussnahme. Rund 60 Journalisten verloren infolge der Proteste ihre Arbeit, weil ihre Publikationen schließen mussten, sie entließen oder so stark unter Druck setzten, dass sie von sich aus kündigten. In der ROG-Rangliste der Pressefreiheit rangiert die Türkei derzeit auf Platz 154 von 179 Ländern.


Über die aktuellen Probleme der Pressefreiheit und die Arbeitsbedingungen für Journalistinnen und Journalisten in der Türkei informieren wir in einem

Pressegespräch von Reporter ohne Grenzen und Amnesty International am Mittwoch, 25. September 2013 um 11 Uhr
bei Reporter ohne Grenzen, Brückenstraße 4, 10179 Berlin.
Gesprächspartner: Ismail Saymaz (33) berichtet seit 2002 als Reporter für die türkische Zeitung Radikal über Meinungsfreiheit und andere Menschenrechtsthemen. Als Buchautor hat er unter anderem über den Ergenekon-Geheimbund und über den Mord an drei Mitarbeitern eines christlichen Verlags im Jahr 2007 geschrieben. Aufgrund seiner Veröffentlichungen insbesondere zum Ergenekon-Prozess wurden zahlreiche Gerichtsverfahren gegen Saymaz eingeleitet. Die darin geforderten Strafen hätten sich auf fast hundert Jahre summiert, doch die Verfahren endeten allesamt mit Freisprüchen oder wurden eingestellt. Für seine Arbeit wurde der Journalist mehrfach ausgezeichnet, zuletzt 2012 von der türkischen Verlegervereinigung mit dem Preis für Meinungsfreiheit. Dr. Günter Seufert forscht als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Institut für Internationale Politik und Sicherheit (SWP) in Berlin zur Türkei und zum Zypernkonflikt. Bis 2010 berichtete er als Korrespondent mit Sitz in Istanbul für deutsche, schweizerische und österreichische Zeitungen und schrieb mehrere Studien zur sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung der Türkei. Das Pressegespräch findet zum Teil auf Türkisch mit deutscher Übersetzung statt.
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Am Abend des 25. September laden Reporter ohne Grenzen und Amnesty International außerdem zu einer Diskussionsveranstaltung mit Ismail Saymaz ein:

Ist Kritik ein Verbrechen? Meinungsfreiheit in der Türkei bedroht –
am 25. September um 19 Uhr
im Familiengarten, Oranienstraße 34 (Hinterhof), 10999 Berlin

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