Russland 28.03.2008

Mord an Anna Politkowskaja angeblich aufgeklärt / Hintermänner noch immer unbekannt

Reporter ohne Grenzen verlangt erneut, die Drahtzieher im Mordfall Anna Politkowskaja festzunehmen und vor ein Gericht zu stellen, nachdem heute ein Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft bekannt gab, der Mörder sei identifiziert und werde nun gesucht.

„Die große Frage bleibt unbeantwortet“, so ROG. „Noch haben die Behörden weder die Entschlossenheit noch ihre Fähigkeit gezeigt, jene ausfindig zu machen und zu bestrafen, die den Mord in Auftrag gaben.“

Der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft, Wjatscheslaw Simonow, wollte den Namen des mutmaßlichen Täters nicht preisgeben. Er sprach aber von neun weiteren Personen, darunter der ehemalige Polizist Pawel Rjaguzow, gegen die ermittelt werde. Obwohl sein Anwalt eine Verwicklung in den Mordfall abstreitet, wird Rjaguzow beschuldigt, die Adresse der ermordeten Journalistin an den ehemaligen tschetschenischen Politiker Schamil Burajew weitergegeben zu haben.

Burajew und zwei weitere Verdächtige, Tamerlan Machmudow und Mohamed Dimelchanow, verbleiben noch bis zum 7. April in Untersuchungshaft. Das komplizierte Ermittlungsverfahren, in dem man bisher 60 Zeugen befragte, wurde bis zum 7. September dieses Jahres verlängert.

Anna Politkowskaja war am 7. Oktober 2006 vor ihrer Wohnung in Moskau erschossen worden. Der Untersuchungsleiter Alexander Bastrykin vermutete in einem Interview der Zeitung „Iswestija“ im Oktober letzten Jahres, dass Burajew hauptverantwortlich für den Mord sei. Generalstaatsanwalt Juri Tschaika verkündete im August die Festnahme von zehn Verdächtigen. Er vermutete hinter dem Mord eine tschetschenische Gruppe, die durch Mitarbeiter staatlicher Stellen (Polizei, Innenministerium und FSB) unterstützt wurde.


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