Irak 08.02.2005

Schicksal italienischer Journalistin unklar / Reporter ohne Grenzen ruft zu internationaler Unterstützung auf

Reporter ohne Grenzen ist äußerst besorgt über die Entführung der italienischen Journalistin Giuliana Sgrena am 4. Februar in Bagdad. Die Menschenrechtsorganisation rief zu sofortiger Unterstützung auf.

„Nur einen Monat nach dem Verschwinden der französischen Journalistin Florence Aubernas und ihrem irakischen übersetzer Hussein Hanoun ist die Entführung von Giuliana Sgrena ein weiterer Beweis für die Gefahr, der Journalisten im Irak permanent ausgesetzt sind," sagt Reporter ohne Grenzen. „Wir appellieren an die Entführer, diese erfahrene Korrespondentin sofort freizulassen.“

Giuliana Sgrena ist Korrespondentin der italienischen Tageszeitung Il Manifesto. Seit zwei Jahren schreibt sie auch für Die Zeit aus dem Irak.

Die Menschenrechtsorganisation sprach der Familie und der Zeitung ihre Anteilnahme aus und fordert gleichzeitig „schnelle und massive“ Unterstützung für Sgrena. 

„Wir sollten nicht vergessen, dass im Falle der zwei italienischen Helferinnen, Simona Torretta und Simona Pari, und der zwei französischen Journalisten, Christian Chesnot und Georges Malbrunot, eine internationale Kampagne erfolgreich war." Reporter ohne Grenzen betont, dass der Irak das weltweit gefährlichste Land für Journalisten ist. Mindestens 31 wurden seit Beginn des Krieges im März 2003 getötet, 17 weitere entführt. „Dennoch können wir nicht auf unabhängige Medien vor Ort verzichten, die über die Situation berichten,“ fügt die Organisation hinzu. 

Die 56-jährige Journalistin wurde gegen 14.00 Uhr bei einer sunnitischen Moschee im Al-Jadriya-Bezirk in der Nähe der Bagdader Universität entführt. Sie kam gemeinsam mit ihrem übersetzer von einem Interview mit einer Gruppe von Flüchtlingen aus Falludscha. Sie war gerade über Mobiltelefon im Gespräch mit einer italienischen Kollegin, als bewaffnete Männer aus einem Minibus auf das Auto schossen und es anhielten. Sie nahmen Sgrena mit, ließen aber ihren irakischen Helfer, dessen Identität noch nicht geklärt ist, zurück. Er alarmierte die Tageszeitung. Er wird derzeit von US-Streitkräften verhört. 

Sowohl die irakische Polizei als auch der italienische Außenminister bestätigten Sgrenas Entführung. Der italienische Innenminister Giuseppe Pisanu sagte, sie könnte von einer sunnitischen Gruppe entführt worden sein. 

Gabriele Polo, einer der Herausgeber von Il Manifesto, bestätigte die Entführung von Sgrena gegenüber AFP kurz nachdem die italienische Agentur Ansa darüber berichtet hatte. Polo sagte, Sgrena hätte unmittelbar vor ihrer Entführung angerufen, um zu sagen, dass es ihr gut ginge. „Aber fünf Minuten später rief ihr übersetzer an und sagte sie sei nahe der sunnitischen Al Kastl- Moschee entführt worden." 

Giuliana Sgrena ist eine erfahrene Expertin für den Mittleren Osten und islamischen Fundamentalismus. Sie hat mehrere Bücher geschrieben und für Il Manifesto aus Afghanistan, Somalia und Algerien berichtet. 

Mehrere Italiener sind seit Beginn des Krieges im Irak entführt worden. Unter ihnen war auch der Reporter Enzo Baldoni von der Wochenzeitung Diario della Settimana, der am 19. August 2004 auf dem Weg von Bagdad nach Nadschaf entführt wurde. Die Islamische Armee im Irak bekannte sich zu seiner Ermordung, die gefilmt wurde. Die italienische Regierung hatte sich geweigert, auf die Forderung der Gruppe einzugehen und ihre Truppen aus dem Irak abzuziehen.

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